Tag 154: Los geht’s!
Nachdem wir die halbe Nacht zu unserer Überraschung zwar doch nicht im Nachtbus verbringen durften, sondern in einem Hostel einchecken mussten, waren wir am Ende doch froh darüber. So waren wir am Morgen immerhin halbwegs ausgeruht und hatten sogar ein kostenloses Frühstück, obwohl wir für die Betten nur noch die Hälfte des Preises bezahlen mussten. Zum ersten Mal, seit wir Deutschland verlassen hatten, gab es richtige Brötchen zum Frühstück. Jeder erhielt zwei Brötchen zu seinem Omelette, ein Fest.
Der Roller, den man uns hier für unseren Trip über den Ha Giang Loop anbot, war uns mit 200.000 VND [7,62 €] zwar eigentlich zu teuer –

Kaum hatten wir Ha Giang verlassen, stellte sich bei uns beiden ein sehr positives Gefühl ein.

Wir wollten Natur, wir wollten genießen, wir wollten das originale Vietnam sehen. Wir wurden nicht enttäuscht. Schon der erste Pass, den wir auf unserem Gefährt erklommen hatten, haute uns aus den Socken. Jede Kurve und jeder Höhenmeter ließ uns immer mehr über die Schönheit der Region staunen – und das beste daran, es hatte gerade erst begonnen.
Ab hier war gefühlt jede Kurve spannend und toll. Jeder neue Ausblick übertraf den vorigen noch einmal. Naja – zumindest so lange, bis wir in die Wolken oder den Nebel aufgestiegen waren. Das folgende Stück war eher nass und kalt als wunderschön, doch wir waren ja auch darauf vorbereitet gewesen. Nach einer halben Stunde durch die Kälte fanden wir einen schönen Stopp für eine Pause. Von hier sollte es angeblich eine tolle Aussicht geben – heute eher nicht so.
Der Ingwertee und der Kaffee, den wir uns gönnten, wärmte aber neben den Händen auch die Gemüter. Wir fühlten uns wie auf einer kleinen Berghütte im Nebel der Alpen. Nur eben, dass in unserer Nähe keine Skier standen, sondern eben Motorroller und dass in der Tasse Ingwertee statt Jagertee war.
Wir wussten, dass wir Zeit hätten, doch nach einer Pause von einer knappen Stunde ging es dann doch weiter. Hinter dem Café ging es wieder bergab und siehe da, nach einigen Kurven und Höhenmetern entkamen wir dem Nebel und wir hatten wieder eine wunderbare Sicht. Pumba freute sich ungemein, denn so konnte er doch noch einen freien Blick auf die Feenbrüste (Fairy’s Breasts) werfen. Er hatte schon Angst gehabt, diese durch den Nebel ungesehen zu passieren. Auch Mona kam nicht dazu herum, ihre Schönheit zu bestätigen. Für wirklich tolle Brüste waren sie aber dann doch zu behaart.
Wir fuhren weiter, die Landschaft veränderte sich stets etwas, blieb jedoch unangetastet wunderbar.

Es klappte. Und es war wunderschön. Ein weiterer mega schöner Pass und eine gute Abkürzung für uns. So hatten wir noch Zeit gespart für weitere Fotostopps am Straßenrand. Wir wussten schon jetzt, bevor der erste Tag vorbei war, dass wir den Loop gerne in mehr als in den geplanten 3 Tagen, die wir den Roller geliehen hatten, fahren würden.
Es war beeindruckend, in welchem Gefälle und bis wie nah an die einzelnen Gipfel heran hier Landwirtschaft betrieben wird und wo die Menschen hier überall noch wohnen.
Auf den letzten Kilometern vor Yen Minh wurden wir sogar von einem toten Schwein auf dem Gepäckträger eines Rollers überholt (und es war eine große Sau, kein kleines Ferkel). Während ein kleines Mädchen auf dem Roller vor uns jede Kurve dazu nutzte, Mona zu winken, erreichten wir Yen Minh.

Das Hotel war vor Ort noch günstiger als bei booking.com, also war es schnell ein Deal. Wir duschten und ruhten uns ein wenig aus, bevor wir gegenüber des Hotels noch etwas Größeres essen gingen. Dass die Idee von etwas Größerem so groß ausfiel, überraschte uns, denn die Portionen, die wir vom Reis und den Nudeln erhielten, waren übergroß. Eigentlich hatten wir dazu auch noch Süßkartoffelkroketten bestellt, die aber glücklicherweise dann doch vergessen worden waren.
Die Kinder des Hauses tollten und spielten umher. Jedes Mal befürchteten wir, dass der kleine Junge den Sprung über die Treppenstufen in seinen Flipflops nicht meistern würde, doch es ging stets gut. Nachdem die Kinder aber immer aufgedrehter wurden, drehte sich der Spieß um und aus Power wurde Müdigkeit. Es wurde Zeit für ins Bett. Bei uns auch. So gingen wir zurück und skypten noch kurz mit der Familie. Monas Opa kam so langsam dann auch dahinter, wie Skype funktionierte – wir waren keine Außerirdischen mehr, wie er uns in Georgetown (LINK Einfügen) noch bezeichnet hatte.
Tag 155: Kurz mal rüber nach China
„Du bist so hässlich! Du bist so hässlich! Geh weg, Gollum!“. Mit diesen herzlichen Worten begrüßte Mona Pumba zum Start in den Tag. Ihr hatte nicht gefallen, wie er seinen Buff über den Kopf gezogen hatte und seine Ohren dabei ganz merkwürdig standen. Auch seine Augen wurden etwas zusammengedrückt. Es sah sehr furchteinflößend aus. Naja, gut.
Mona bekam den Rest ihrer Nudeln vom Vortag zum Frühstück gewärmt, Pumba bestellte sich die Süßkartoffelkroketten,
die seine Neugierde geweckt hatten dann eben jetzt zum Frühstück. Dann konnte es nach dem Tanken gestärkt in die zweite Etappe gehen. Das Tagesziel heute war Dong Van. Auf dem Weg wollten wir aber noch einen Abstecher zum nördlichsten Punkt Vietnams machen.
Wir waren noch nicht lange unterwegs, dann waren 2 der 3 Drohnenakkus auch schon verflogen, so schön fanden wir es auch heute direkt wieder. Es gab einfach zu viele tolle Kulissen hier im Norden Vietnams.
Wir stoppten an einem kleinen Parkplatz über den Serpentinen eines Passes. Hier sahen wir Kinder, die auf dem Rücken Körbe voller Blumen trugen. Das Mädchen, das die beiden Jungs begleitete, wollte aber einfach nicht mit Mona lachen. Wie die Kinder liefen auch die Locals in den Ortschaften hier alle in ihren traditionellen Stammeskleidungen herum. Das war nicht nur authentisch, es war auch wunderschön und brachte meistens reichlich Farbe in der Berglandschaft ins Spiel.
Die Tradition konnte man hier aber nicht nur an der Kleidung der Menschen ausmachen. Sie gingen auch ihren Arbeiten noch in sehr traditioneller Weise nach, sei es auf den Feldern mit dem Ochsen oder im Wald ohne neue Gerätschaften.
Wir passierten eine Ortschaft nach der anderen, während wir uns die Bergstraßen herauf wanden und mal wieder zahlreiche Fotostopps einlegten. Den ganzen Tag ging es Berg hoch, Berg runter, Berg hoch, Berg runter. Kurve um Kurve.
Ein Tal lag schöner unter uns als das andere Tal. Die Berge waren wieder etwas anders im Vergleich zum Vortag, doch ebenso schön. Auf einem der Berge machten wir schließlich eine Teepause.
Nach der Pause wollte Mona erst weiterfahren, doch da ein Polizist in der Nähe stand, zögerte sie dann doch. Erst als sie merkte, dass der Polizist uns gar nicht beachtete, entschied sie sich dann endgültig dazu, ein Stück zu fahren – und düste schnell fort. Es war ein anderes Fahrgefühl, als es der bequeme große Roller auf dem Thakhek Loop gewesen war. Kaum das Mona Fahrer war, waren die Straßen in einem Top Zustand. So fuhr Mona uns in kurzer Zeit in Richtung Norden. Wir kamen der chinesischen Grenze auf der Landkarte das ein oder andere Mal sehr nahe, verführerisch nahe. Als wir dann hinter einer Kurve eine große Ansammlung an Locals wahrnahmen, stoppten wir auch am Straßenrand. Hier waren wir nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt, wo reichlich Handel zwischen Vietnamesen und Chinesen betrieben wurde. Auf beiden Seiten der Grenze standen kleine Transporter aus denen Waren verkauft wurden. Es gab sogar Essensstände für die vielen Leute. Und mal wieder Unmengen an Plastikmüll. Es war wie eine Müllhalde, auf der gehandelt wurde. Wir schauten uns das Treiben an, trauten uns aber erst nicht, tatsächlich über die Grenze zu gehen. Aber: Who cares. Wenn man schon mal da ist, dann ist die Versuchung doch zu groß. Also auf nach China. Offiziell nicht erlaubt, aber wir gucken ja nur kurz rüber und kommen dann zurück. Dann fiel uns auf, dass selbst das Zurückkommen eigentlich nicht erlaubt war, da in unserem Visum nur der einmalige Zutritt zu vietnamesischem Hoheitsgebiet erlaubt war.
Aber wen kümmert das schon hier? Wir kauften uns noch chinesische Cracker, Schokokuchen und Bier für den Abend, dann fuhren wir weiter. Auf beiden Seiten der Grenze wurde übrigens fleißig mit Böllern gezündelt. Ob es einfach Spaß machte oder einen Grund hatte, blieb uns aber verborgen.
Als wir weiterfuhren übernahm Pumba wieder die Rolle des Fahrers – und schon wurden die Straßen wieder schlechter. In Kürze erreichten wir den Flaggenberg, der die Flagge Vietnams voller Stolz nach Norden in Richtung China darbot. Dank eines Tipps einer Motorradgruppe mussten wir nicht alle Stufen erklimmen, sondern entgingen den meisten dadurch, dass wir mit dem Roller um den Hügel herumfuhren und die Straße auf der anderen Seite hinauffuhren. So waren es zwar noch immer zahlreiche Stufen, doch man sparte sich die großen Schweißmengen. Vom Turm aus hatte man eine gute Aussicht.
Wir wussten, dass wir der Straße noch einige Kilometer folgen konnten, um wirklich zum nördlichsten Punkt zu gelangen, doch da die Sonne schon recht tief stand, ließen wir und traten die Weiterfahrt an. Wir stoppten noch ein letztes Mal mit der Drohne, dann erreichten wir bald schon Dong Van. Wir gingen eine Weile umher und suchten nach der geeigneten Unterkunft. Auf den ersten Blick fanden wir jedoch keine Entscheidung, sodass wir dem Hunger recht gaben und zuerst bei einem Italiener auf eine Pizza einbogen. Diese war sehr lecker und überraschenderweise gab es das Bier gratis dazu.
Nach dem Essen fanden wir gegenüber ein annehmbares Zimmer für die Nacht. Weniger annehmbar waren hingegen unsere Einkäufe von der chinesischen Grenze. Die Snacks und das Bier duellierten sich dabei, was am wenigsten genießbar war. Pumba meinte, dass das „Bier wie Kölsch schmeckt: schlecht.“ Diesen Vergleich musste Mona verteidigen. „Das Bier hier schmeckt schlecht, ja. Aber nicht so wie Kölsch. Schatz, das hier ist besser als Kölsch.“ Nach Pumbas aufkommendem Lachen korrigierte sie schnell: „Schlechter, ich meinte viel schlechter als Kölsch!“.
Letztlich wurde nichts davon geleert, es war zu grausam. Genauso wie das vietnamesische TV, das wir probeweise kurz einschalteten. Ein Hoch auf deutsche Synchrontechnik. Hier in Vietnam passt die Synchronisation nicht auf die Lippenbewegungen. Bei einem Zeichentrick wurde sogar die Stimme (die übrigens jeden der Charaktere sprach) einfach über das Original gelegt. Furchtbar zum Zuhören. Pumba ging noch mal los und kaufte für unsere abendlichen Zuckergelüste ein paar Chips und Riesen-Bonbons (die, die so an den Zähnen kleben). Mit dieser Zuckerladung konnten wir in Ruhe unsere Augen schließen und Kraft für den dritten Loop-Tag tanken.
Na, gespannt wie schön der Norden Vietnams noch werden wird? Bleibt dabei und erfahrt es in Kürze.
M+P
2 Gedanken zu “ha giang 1.0 – vietnams norden auf dem roller”