Tag 190: Das Ölleck
Als wir am Morgen in Lyttelton erwachten, waren wir überrascht, dass es schon 9 Uhr war, so gut hatten wir in unserem neuen Heim geschlafen (obwohl Pumba gar nicht ganz ins Bett passte, wenn er ausgestreckt lag). Wir gingen den Tag entspannt an und frühstückten erst einmal an der Bucht, mit deren Ausblick wir aufgewacht waren.
Pumba fiel dann kurz darauf auf, dass der Van doch einige Tropfen Öl verloren hatte, während wir die 12 Stunden hier gestanden hatten.

Die dritte Werkstatt, die wir anfuhren, hatte dann sogar eine Hebebühne, auf die unser Ford Transit passte. Leider hatten sie für heute – es war mittlerweile 15 Uhr – keine Zeit mehr. So machten wir einen Termin für den nächsten Morgen um 8 Uhr aus und fuhren erst einmal weiter zum Warehouse. Dort kauften wir noch ein paar sinnvolle Dinge für das Leben im Van, wie Abputztücher, einen Zahnputzbehälter oder Ähnliches. Danach stoppten wir noch im Pakn’Safe, dem günstigsten Supermarkt des Landes, um unseren ersten großen Einkauf zu tätigen. Dann fuhren wir nur noch zurück zu unserem kostenlosen Stellplatz am Hafen von Lyttelton. Hier schaute Pumba den zahlreichen Wassersportlern zu.
Es fand gerade eine Segelregatta statt. Zudem gab es Kitesurfer und Windsurfer. Mona hingegen kochte uns einen Kartoffel-Möhren-Eintopf. Zusammen mit einem Gläschen Rotwein, das es hier wohl demnächst öfter geben wird, denn andere alkoholische Getränke sind hier quasi unbezahlbar, verputzten wir diesen und genossen die untergehende Sonne.
Der aufkommende Vollmond war ein unglaublich schönes Bild am Horizont über den Booten in der Bucht. Neuseeland hatte uns in den wenigen Tagen schon in den Bann gezogen. Wir drückten uns selbst nun die Daumen, dass der Check der Öllecks am nächsten Tag nicht so wild sein würde und gingen früh ins Bett.
Tag 191: zurück im Hostel
Der Wecker weckte uns früher als gewollt, aber wir hatten ja einen Termin. Pünktlich um 8:00 Uhr standen wir auf der Matte der Werkstatt. Wir ließen unseren Van dort und gingen in der Zeit der Begutachtung unseres Ölverlustes zum AA. Dies ist das neuseeländische Pendant des ADAC und als deutsches ADAC Mitglied kann man hier eine billige Mitgliedschaft, Haftpflichtversicherung und Vollkaskoschutz bekommen. Außerdem konnten wir hier den Wisch zum Besitzerwechsel des Vans abgeben, sodass wir nicht mehr zur Post mussten. Spätestens ab jetzt war der Van also wirklich uns.
Als wir gerade fertig waren, rief die Werkstatt uns zurück. Es gab wohl einige kleinere Lecks, die unbedeutend seien, doch ein größeres Leck, was wir besser reparieren lassen sollten. Der Kostenvoranschlag betrug ca. 750 NZ$ [ca. 453 €]. Autsch. Warum war der Van denn jetzt wirklich uns? Das Problem war hier auch nicht das Ersatzteil, sondern die Arbeitszeit, da alles raus musste, um an die entsprechende Stelle zu gelangen. Wir überlegten uns auf dem halbstündigen Weg zur Werkstatt, was wir tun sollten. Acht geben und regelmäßig Öl nachkippen, oder doch noch einmal in die Tasche greifen und es korrekt abdichten lassen.
In der Hoffnung es auch dadurch später besser verkaufen zu können – und da wir ein besseres Gewissen beim Verkauf haben möchten als unsere Vorgänger – entschieden wir uns dann für die Reparatur. Auch die Umwelt würde uns danken, da wir ja auf unserer Neuseelandreise ständig in der wunderschönen Natur mit unzähligen Seen und Flüssen herumfahren werden. Dies war gleichbedeutend mit einer weiteren Nacht im Urbanz Hostel, da der Van erst am nächsten Vormittag fertig werden würde.
Etwas enttäuscht von uns selbst – hatten wir den schmierigen Motor zwar direkt gesehen, sind der Sache vor dem Kauf aber nicht direkt auf den Grund gegangen – schlenderten wir also zurück zum Hostel unserer Wahl. Hier verbrachten wir einen unspektakulären Tag mit Bloggen und Recherche für das wohl bald richtig startende Neuseeland Abenteuer.
Als unser Zimmer bezugsbereit war, duschten wir erst einmal. Duschen würde in nächster Zeit wohl etwas seltener werden als die tägliche Dusche in Südostasien zuletzt. Die meisten kostenlosen Campgrounds hatten schließlich nur Toiletten – und das auch nicht immer -, jedoch keine Duschen. Wir würden wohl hier oder da in Flüssen baden müssen oder mal in ein Schwimmbad gehen.
Am späten Nachmittag spazierten wir noch ein Stück weit den Avon Fluss in Christchurch entlang. Eine Passage, die natürlich und schön inmitten der Stadt gelegen ist.
Dieser Spaziergang führte uns auch zur Kathedrale von Christchurch, die seit dem Erdbeben 2011 ziemlich zerstört und unbenutzbar ist. Es gibt Pläne zur Restauration, doch noch sieht sie wohl eher so aus wie 1 Woche nach dem Beben. Ziemlich kaputt. Den Tauben macht es nichts, die hausen trotzdem wie wohl überall im Dachgebälk des Gotteshauses.
Mit einem Friends-Marathon auf Netflix (das hatten wir, seit wir unterwegs waren, noch nicht getan) beendeten wir den Tag noch mit einigen Lachern. Für das Gemüt genau das Richtige, waren wir insgesamt beim Kauf des Vans zwar nicht völlig auf die Nase gefallen, doch es ging auch nicht alles glatt. Wir hatten zumindest nicht geplant nach dem ersten Tag schon in eine Werkstatt zu müssen und Reparaturen für 450 € machen zu lassen. Naja, nächstes Mal wohl besser 1 Nacht drüber schlafen, den Mängeln, die wir ja gesehen hatten, richtig auf den Grund gehen und erst dann kaufen. Ist nun eben so. Wir werden das Beste draus machen, sodass wir Neuseelands Schönheit in vollen Zügen genießen können. Die Serie Friends machte trotzdem Spaß und die Vorfreude auf einen frisch gestriegelten Van am nächsten Tag ebenso.
Tag 192: Der Roadtrip kann beginnen – endlich!
Bevor wir geduscht hatten und auschecken konnten, rief auch schon die Werkstatt an, dass der Van abholbereit sei. Das hörten wir gerne. Nachdem wir dorthin spaziert waren und die Rechnung von 731,55 NZ$ [442,18 €] beglichen hatten, konnte die große Tour beginnen. Der erste Weg führte uns zu einem Outlet Center etwas außerhalb von Christchurch, da Mona dort auf Schuhe hoffte, die sie aber leider nicht fand. Insgesamt liefen wir bei den Schuhen wirklich eher auf der letzten Rille und müssten da demnächst vielleicht noch einmal aufstocken.
Nächster Halt – neben dem Volltanken des Vans – war die Gondelstation an den Port Hills südlich von Christchurch. Wir sparten uns den Preis der Gondel und marschierten zu Fuß über den Bridle Path los. Dieser Pfad wurde von den ersten Siedlern genutzt, um von Lyttelton über die Berge zum heutigen Christchurch zu gelangen.
Nach 30 schweißtreibenden Minuten waren wir an der Gipfelstraße und konnten auf der einen Seite Christchurch und die umliegenden Ebenen sehen und gleichzeitig auf der anderen Seite hinunter zur Bucht und zum Hafen von Lyttelton schauen. Wir gingen noch ein Stück weit die Gipfelstraße entlang und pausierten dann mit unserem Obst am Straßenrand.
Danach ging es den Pfad wieder hinunter, um zum Van zu gelangen. Es war recht steil, weshalb wir manchmal im Zickzack nach unten schreiten mussten. Jetzt hieß es aber wirklich mal die nahe Umgebung Christchurchs zu verlassen und loszukommen. Wir wollten zur Banks Peninsula. Das hieß, dass wir ein letztes Mal den Tunnel nach Lyttelton nutzten, bevor es im Halbkreis durch enge Straßen an den Buchten entlang zur Halbinsel ging. Mona machte hier jetzt auch ihre ersten Kilometer auf den neuseeländischen Straßen – und überhaupt im Linksverkehr.
Unbeschadet fuhren wir Kilometer um Kilometer über die Halbinsel und genossen zahlreiche schöne Ausblicke. So kamen wir schließlich noch im Sonnenschein in Akaora an, wo wir uns einen Platz für die Nacht ergattern konnten. Während Mona das Essen zubereiten wollte, pausierte Pumba eine Weile in der Sonne mit dem Tablet, um ein wenig Blog zu schreiben und die Sonne beim Beenden ihrer Schicht zu beobachten.
Es gab sicherlich schlechtere Plätze, um gerade Etwas niederzuschreiben.
Die Reste unseres Kartoffeleintopfes und ein frisches herzhaftes Omelette waren dann auch genau das Richtige für uns, um den Tag ausklingen zu lassen.
Tag 193: Akaora
Als wir erwachten, stellten wir fest, dass nebenan ein großes Radevent stattfand. Das jährliche 100km lange Tagesrennen „LeRace“ von Christchurch nach Akaora. Es dauerte nicht lange – wir waren gerade am Frühstücken – da kamen die schnellsten Fahrer auch schon angerast. Gut 2,5 Stunden nach dem Start durften sie im Ziel auch schon wieder die Beine hochlegen. Wir starteten ruhig und schauten uns erst einmal den Zielbereich und Akaora eine Weile an.
Das Städtchen ist ein Überbleibsel der Franzosen, die sich hier angesiedelt hatten. Es waren wirklich viele schöne Häuschen und Cafés vorhanden. Als wir unsere Runde drehten, kamen wir auch zu einem Strandabschnitt, wo wir einen Ballon zum Gedenken an den Terroranschlag eine Woche zuvor aufhängen konnten.
Pumba ließ sich noch von einem Künstler portraitieren – Achtung: ohne Sonnenbrille.
Dann schlenderten wir am Strand entlang zurück zu unserem Campervan (der noch immer namenslos war).
Erst als wir dort wieder angekommen waren, fiel Pumba auf, dass er seine Sonnenbrille vor ca. 1 Stunde auf der öffentlichen Toilette liegen gelassen hatte. Er joggte zurück (wobei er realisierte, dass seine Kondition völlig den Bach hinuntergelaufen war), doch er konnte die Brille nicht mehr finden. Er fragte noch in dem ein oder anderen umliegenden Café und in der Touristeninfo, die wohl auch als Lost & Found dienen sollte. Auch die dortige Mitarbeiterin konnte nur darauf hinweisen, dass Sonnenbrillen oft zu schön wären, um abgegeben zu werden. Weg war sie also. Schade eigentlich. Pumba hatte anfangs gar nicht erwartet, dass die Brille ihn so lange begleiten würde, doch jetzt, wo sie Asien unbeschadet überlebt hatte, ärgerte er sich trotzdem sehr, dass sie in unserem letzten Reiseland doch so doof verloren gegangen war. Es nützte nichts, aber glücklicherweise gab es in der Touristeninfo direkt eine neue Sonnenbrille, um den Schmerz zu lindern.
Mit der neuen Sonnenbrille auf der Nase verließen wir also Akaora über den szenischen Tourist Drive. Unser Van musste zwar etwas Schwitzen, bis er den höchsten Punkt der Straße erreicht hatte, doch es lohnte sich auf jeden Fall.
Wir hatten so schöne Aussichten auf die kleinen Buchten der Banks Halbinsel. Je nachdem wie die Straße lief, konnten wir zeitgleich sogar links und rechts jeweils die nächste Bucht sehen, also zu beiden Enden der Halbinsel blicken. Zumindest so lange, bis wir schließlich in eine Wolke aufgestiegen waren, so hoch führte uns die szenische Straße.
Nachdem wir die Halbinsel aber hinter uns gelassen hatten, ging es quasi 100 Kilometer schnurstracks nach Süden. Dieser Teil erinnerte eher an Holland als an Neuseeland, sahen wir doch erst das Meer und dann viele Kühe und Schafe in den grünen Endlosebenen. Wir stoppten noch an einer Tankstelle mit einem Dumping Point, um unseren Abwassertank zu entleeren, denn den hatten die Vorbesitzer dankbarerweise voll hinterlassen und wir somit das Wasser schon nach wenigen Zahnputzeinheiten bis zur Spüle hochstehen.
Außerdem gab es noch einen Stopp in einem Warehouse, da wir noch einen weiteren Topf brauchten und ein paar Gardinen, mit denen wir den Van von innen upgraden wollten.
Als alles benötigte in unserer Tasche war ging es nach Winchester, wo wir einen wirklich schönen Stellplatz unter den Bäumen fanden. Auch wenn wir uns darüber freuten, wie lange es hier im Vergleich zu Asien doch noch hell bleiben würde, waren die Tage immer viel zu früh vorbei. Leider würde dies in Kürze noch schneller passieren, wenn die Uhren hier von der Sommer- zur Winterzeit umgestellt werden würden.
Der Van lief nun scheinbar rund. Der Motor war sauber und trocken. Wir hatten die Region in und um Christchurch endlich verlassen und bahnten uns unseren eigenen Weg durch Neuseeland. Als nächstes Ziel hatten wir uns den MacKenzie District und seine unnatürlich blauen Seen auserkoren. Außerdem wollten wir hier den Mount Cook, den höchsten Berg Neuseelands, sehen und in seiner Nähe wandern gehen. Bleibt dran, um diese Naturschönheiten nicht zu verpassen.
Bis dahin,
M & P