amed – schwarzer sand + himmelstor

Tag 12: Vollmond

Unsere Ankunft in Amed verzögerte sich leicht, da der Bus nicht an der entsprechenden Kreuzung Richtung Amed abgebogen ist, sondern noch weiter geradeaus gefahren ist. 20180923_123343.jpgWir und die meisten weiteren Insassen merkten dies recht zügig, da jeder den Fahrtverlauf mehr oder weniger per Google Maps mittrackte. So kam einige Verwirrung im Bus auf, die jedoch nicht soweit reichte, dass jemand den Fahrer einfach fragte, was der Anlass der Weiterfahrt war. So blieb diese Verwirrung für ca. 10km bestehen. 10km in Bali ziehen sich an den meisten Stellen und man braucht schnell 20-30 Minuten für eine solche Strecke. Als der Fahrer den Bus dann endlich anhielt und zum Kehrtmachen ansetzte, ließ er zwei Fahrgäste aussteigen. Diese hatten wohl einfach ein paar Ortschaften weiter gebucht, sodass der Bus nun mit den verbliebenen 9 Fahrgästen wieder den Rückweg Richtung Amed antreten konnte (warum der Fahrer sich für diese Reihenfolge entschieden hat, wissen wir nicht, aber wer weiß, was die beiden extra zahlten).
Als wir also nun in Amed waren, handelten wir unseren Fahrer schließlich auch noch auf zusätzliche 20.000 IDR [1,20 €] herunter, als dieser uns anbot, uns für 50.000 IDR [3 €] direkt zum Hostel zu bringen, sodass wir nicht bei über 30°C mit den Backpacks noch 1,6km vom Bushalteplatz durch die Sonne laufen mussten. Das Local Hostel Amed machte im ersten Moment einen furchtbaren Eindruck. Im Eingangsbereich des Hostels saß eine ältere Frau, die sich als Hostelmutter herausstellte. Sie sprach kein Englisch, führte uns dann durch eine ranzige Küche – in der sie hoffentlich selbst nie wieder kochen wird – ins 1. Stockwerk zu den Gemeinschaftsschlafzimmern. In unserem 8er Dorm war bis hierher nur ein weiteres Bett belegt. Sie tappste durch den Raum und schaute sich jedes Bett an, wies uns beiden dann die zwei einzigen Betten mit Laken und Kissen per Handbewegung zu und verließ den Raum wieder. Wir schauten uns im Raum um und die Betten an. Mona war in den Augen abzulesen, dass sie von dem ersten Eindruck nicht viel hielt. Auch Pumba meinte, dass ja nicht viel investiert wurde, um sich notfalls noch eine andere Unterkunft zu suchen. Der erste Schock, der neben der Sauberkeit des Zimmers vor allem durch den Küchenraum im Erdgeschoss entstanden ist, wurde aber durch die wirklich recht bequemen Betten schnell gelegt, sodass sich die Frage eines Umzugs nicht mehr stellte. 20180923_152438.jpgWir sind da ja auch nicht sehr zimperlich oder stellen hohe Ansprüche, es war eben ein suboptimaler erster Eindruck. Dieser wurde schnell nach oben geschraubt, als wir Nikky, den Sohn des Hauses und gefühlt als Ansprechpartner auch unser Host, kennenlernten. Bei ihm mieteten wir für zwei Tage einen Roller – er rechnete aufgrund des angebrochenen Nachmittages auch nur 1,5 Tage Miete für uns ab.
Aus diesem angebrochenen Nachmittag wollten wir auch nicht mehr Mehr herausholen, als uns den Strand bei einem Spaziergang anzuschauen und in eine Bar zum Abendessen einzukehren.

Doch aufgrund einer riesigen Prozession zögerte sich der Weg zum Strand noch um einige Minuten heraus. Die Straße war gesäumt von Locals, die für die bevorstehenden Fullmoon Zeremonien, seit einigen Kilometern den Weg zum Strand eingeschlagen hatten. Dort fand die Prozession in einer Zeremonie am Meer ihr Ende. In ganz Bali finden zum vierten Vollmond ihres Kalenders solche Prozessionen und Zeremonien statt, die uns auch in den folgenden Tagen noch begleiten werden. So warteten wir also, bis dieser Zug aus sicherlich 1000 Menschen die Straße wieder für uns und unseren Roller freigab und fuhren zum Strand. Der Tacho vom Roller funktioniert nicht, wir fuhren stets 0 km/h. Wie zu Hause also. Das war bei Pumbas Roller in den letzten Phasen seiner Nutzung nicht anders.

Am Strand angekommen, hatte es auch schon ein beachtlicher Teil der Gläubigen bis zum Strand geschafft, was ein schönes Bild am schwarzen Strand abgab. Hier an der Nordküste sind die Strände aufgrund von Vulkangestein und -asche schwarz. Sieht cool aus so. Wir schauten uns die Zeremonie an und ließen uns die Sonne auf den Kopf scheinen.

 

In einer Strandbar wollten wir uns schließlich etwas Erfrischung gönnen, bevor die Sonne unterging. Da Mike jedoch heute Schicht hatte, änderte sich diese Reihenfolge jedoch fast. Mona fragte zwischendurch, ob die Früchte für den Obstteller erst noch geerntet werden müssten. Pumba fragte hingegen nach weiteren 5min, ob die Bäume für die Früchte erst gepflanzt werden müssten oder ob die Kuh, die die Milch zum Milkshake geben sollte, erst noch großgezogen werden musste. Naja, irgendwann kam die Bestellung dann doch. Zusammen mit der Erkenntnis, wo anders zu Abend zu essen. Die Tomatensuppe, Chicken-Satay und das Cap-Cay einige hundert Meter weiter schmeckte dann nämlich super und wurde im Vergleich zur vorigen Bar in Lichtgeschwindigkeit serviert.
Zurück im Hostel schlossen wir uns der Bierrunde vor dem Eingang an. Erst bestand diese aus Jay und Bastian aus Montreal, Kanada sowie Tilo aus dem Ruhrpott. Nach einiger Zeit wurde diese Runde durch Andy aus Java (seit 7 Jahren auf Bali) und noch etwas später mit Oleksii aus Kiev, Ukraine ergänzt. So entstand eine lustige Runde, in der es um allerlei „Fried Chicken Franchises“ ging, denn auf Bali wurden neben einem Original KFC auch schon diverse Ableger wie BFC, IFC, AFC, CFC, ACKFC und einige mehr gesichtet. Als ein Teil der Runde von einem kleinen Hüngerchen heimgesucht wurde, schlossen wir uns gerne dem anstehenden Barbesuch an, auch wenn Mona erst lieber einfach duschen gegangen wäre und den Abend ruhig ausklingen lassen wollte. Gruppenzwang und nette Gespräche siegten jedoch hier. So fuhren wir allesamt mit Andys Auto (und ja, es war trotz einiger Diskussionen tatsächlich sein eigenes Auto) zu einer Reggae Bar, wo es für den ein oder anderen noch eine Kleinigkeit zu essen gab, für jeden aber ein mehr oder weniger großes Bintang. Andy brachte uns ein paar coole Vokabeln bei, wie etwa „mahal“ für teuer oder „mura“ für billig. Einige weitere sinnvolle Aussagen wie „Das habe ich bereits“, um z.B. Händler am Strand oder dem Markt abzuwimmeln, sind unserem Gedächtnis oder dem Bintang leider schon wieder zum Opfer gefallen.
Zurück im Hostel bekam Pumba sein Handy schließlich wieder ans Laufen, nachdem am Strand seine Ladebuchse nass wurde und das Aufladen des Akkus seitdem gescheitert war.

Tag 13: Sherlock Holmes und Dr. Watson auf den Himmelsstufen

Für den nächsten Morgen stellten wir uns einen zeitigen Wecker (6:30), um früh am Pura Lempuyang anzukommen, da dort stets mit viel Andrang zu rechnen ist und wir lieber vor der großen Meute dort sein wollten.

 


Dank Google Maps wurde dieses Vorhaben jedoch fast durchkreuzt. Wir haben uns auf die von Google vorgeschlagene Strecke für zweirädrige Fahrzeuge verlassen, sodass wir irgendwo weg von Zivilisation und asphaltierten Straßen in der Pampa landeten. Erst versuchten wir diese noch zu meistern, doch irgendwann mussten wir uns aufgrund des steilen Anstiegs geschlagen geben und einsehen, dass diese Piste eher mit Motocross-Rädern zu bewältigen war als mit unserem kleinen Roller. 20180924_075154.jpgWir machten also kehrt und fuhren zurück zur Straße, von wo aus wir den Weg zum Tempel dann fanden. Auch wenn uns die Aktion viel Zeit kostete, waren wir doch vor den großen Touristenschwüngen vor Ort.
Das Fake-Schauspiel, welches wir einige Tage vorher schon bei TripAdvisor erkannten, jedoch vor unserer Reise selbst noch für bare Münze hielten, überraschte viele Besucher. Folgendes trägt sich hier zu, was Pumbslock Holmes und Dr. Watsona in einem mysteriösen Fall aufdecken konnte: Das berühmte Heaven’s Gate (zumindest bei Instagram-Influencern berühmt) hat kein Wasser bzw. keinen kleinen See vor sich, sondern eine unschöne Fläche aus Staub und Stein. Auf diesem hat sich ein Mitarbeiter des Tempels positioniert, der eine schwarze Plexiglasscheibe an die Kameralinsen der Besucher hält und in Windeseile die Handyspeicher der Touristen an das Limit ihrer Kapazität bringt. So hat auch Pumbas Handy innerhalb weniger Sekunden knapp 100 neue Fotos in der Gallerie dazugewonnen, die einen künstlichen See zeigen.


Das Tempelareal am Pura Lempuyang erstreckt sich über den ganzen Berg und das Heaven’s Gate ist nur Teil des ersten von insgesamt sieben Tempeln, die hierzuzählen. Weiterhin gehört diese Anlage zu einem der drei wichtigsten Tempel des hiesigen Glaubens. Vom ersten Tempel zum zweiten Tempel konnten wir die 2km Bergwanderung noch mit unserem Roller überbrücken. Ab hier ging es jedoch nur über unzählige Stufen zum Berg hinauf (tatsächlich unzählig viele. Die Tempel- und Treppenbauer müssen es noch schwerer gehabt haben, als man es in Mona ehemaligen WG in Köln hat, was Stufen betrifft.).

 

Aufgrund der Fullmoon-Zeremonien am heutigen Tag auf ganz Bali waren neben uns etliche hundert Gläubige unterwegs zu den Tempeln. Sie waren seit dem frühen Morgen mit ihren Familien zu Fuß von ihrem Haus aus aufgebrochen und wanderten alle Tempel ab, beteten bei jedem, gaben bei jedem ihre Opfergaben ab und erreichten schließlich ihr Ziel auf dem Berg bei dem siebten der Tempel. psx_20180927_2036095005535635998906425.jpg

Uns kamen einige Menschen entgegen, die ihren Weg schon geschafft hatten und auf dem Abstieg waren. Erschöpft, aber glücklich grüßten sie stets mit einem Lächeln. Zwischen dem vierten und fünften Tempel stiegen wir mit zwei Einheimischen die zahlreichen Stufen empor. Die beiden netten Herren erklärten uns viel zur heutigen Zeremonie und wie diese ablief, sowie zum Hintergrund dieser Tempelanlage. Als sie nach kurzer Rast am fünften Tempel mit ihren Opfergaben und Gebeten beginnen wollten, verabschiedeten wir uns mit großem Dank und liefen wieder zu zweit weiter. psx_20180927_203310631315703123601998.jpg Bis ganz nach oben gingen wir jedoch nicht. Neben der stärker hitzenden Sonne, die so langsam auf Betriebstemperatur warmgelaufen war, waren auch unsere Beine etwas überhitzt. So kam es, dass Mona an einer Abzweigung kurz vor dem sechsten Tempel lieber den Shortcut nach unten wählte. Pumba wollte auch alleine nicht mehr bis ganz nach oben gehen (ca. 20min noch pro Weg Treppen steigen), denn dann hätte er Mona unten beim Roller zu lange warten lassen müssen. Auch wenn seine Beine noch nicht die Nähmaschine angeworfen hatten (bei Mona schon ziemlich), reichte seine Schweißproduktion für diese Tageszeit jedoch auch völlig aus und das Kehrtmachen war nicht weiter tragisch.


Beim Roller angelangt, begann die steile durch Serpentinen gesäumte Abfahrt Richtung Tal und Hauptstraße. Pumba meinte noch, dass die Bremsen des Rollers auf der mehrere Kilometer langen Abfahrt sicher heiß laufen würden, doch dachte er schon, dass sie bis ins Tal halten sollten. Weit gefehlt. Naja, nicht so weit gefehlt, das Tal war fast erreicht, aber trotzdem entscheidend und fast endgültig gefehlt. Kurz nach einer weiteren steilen Kehre war plötzlich keine Bremse mehr vorhanden. Der Roller lief also ungebremst weiter, was Pumba direkt für einen Sohlentest seiner Turnschuhe nutzte. Mona war etwas verwundert, was Pumba da gerade anstellte, wusste sie doch im ersten Moment noch nichts von dem Problem der fehlenden Bremsen in diesem Gelände. Glücklicherweise konnten Pumbas Sohlen den Roller entscheidend abbremsen, sodass wir ihn auf dem Seitenstreifen anhalten konnten. Wäre dieses Problem 50m früher oder später aufgetreten, hätten die Sohlen wohl nicht ausgereicht und wir hätten einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen können, oder abspringen müssen bevor das Ding zu schnell wird. Nochmal Glück gehabt. Nicht lange nachdenken, Roller aus, Bremsen abkühlen lassen und sich die Zeit mit Schiffe versenken vertreiben. Nach ca. 30min funktionierten die Bremsen wieder.

Die wilde Fahrt ging weiter, sodass wir noch einen coolen Wassertempel unsicher machen wollten. Hier verirrte Mona sich kurz bei einem Toilettengang, ansonsten verlief der Aufenthalt jedoch ruhig und entspannt.

Schon ziemlich geschlaucht von der ersten Tageshälfte deckten wir uns in einem lokalen Supermarkt mit ein paar Snacks ein und verbrachten die zweite Tageshälfte mit essen in einem Strandcafé und mit schnorcheln in Amed.20180924_131242.jpg Das Schnorcheln war ganz cool, da das Riff hier wirklich schon 10m vor dem Strand beginnt und man kein Boot braucht, um erst einmal herausgefahren zu werden. Leider ist das Riff an unserem Spot aber schon recht abgestorben und farbenleer. Ob unser Spot jedoch nicht gut gewählt war, wissen wir nicht, wir haben niemanden nach dem besten Spot gefragt. Einfach vor unserer Nase kurz reingesprungen. Eigentlich gilt Amed nämlich als DIE Schnorchel- und Tauchregion auf Bali. Einige bunte Fische und blaue Seesterne brachten noch etwas Farbe ins Spiel, doch nach einer knappen Stunde verließen wir das Wasser auch wieder und chillten lieber noch etwas am Strand. Sonnenbrand haben wir übrigens beide bekommen. Weniger vom Schnorcheln als vielmehr von der Rollertour davor.

Den Abend verbrachten wir bloggend auf der Hostelterasse, wo Pumba im Wind tatsächlich das erste Mal außerhalb eines Flugzeugs ein langes Oberteil in Asien trug.

Tag 14: Der Höllenritt

Am folgenden Morgen endete unser Aufenthalt in Amed. Nicht so einfach wie gedacht, denn hier draußen gab es natürlich weder ein Grabcar, noch ein Taxi zum Rauswinken. Wir fragten Nikky, unseren Host, nach einer Möglichkeit um zum Mount Batur zu gelangen. Als wir ihm unsere Route und unser neues Ziel zeigten, entschloß er sich spontan dazu, uns zu fahren. Wow, echt ne richtig coole Aktion, natürlich nicht umsonst, aber trotzdem nicer Service. Warum? Weil ihm die Bilder unseres nächsten Hostels zusagten und er ein Pläuschchen mit dem dortigen Betreiber über dessen Konzept halten wollte. Weil er an unserem Abreisetag Zeit hatte und seine Mutter in der Abwesenheit Check-In und Check-Out alleine regeln konnte. Vor allem aber, weil er die von Google Maps angezeigte Route als nicht existent empfand und es als eigenes kleines Abenteuer sah, seine Insel besser kennenzulernen und neue Wege zu finden. Nikky vs. Google Maps. Sollte die Route aber fahrbar sein, so hätte er eine Abkürzung zum Mount Batur, dem Vulkan, der uns die nächsten Tage begleiten sollte gefunden, die ihm von Amed aus über eine Stunde Zeitersparnis bringen würde. Er würde noch einige Male wiederholen, wie „excited“ er über unseren kleinen Roadtrip war und wie gerne er das für uns tat. Also schnell duschen und dann ging es los. Schon auf den ersten Kilometern waren die Gespräche über Gott und die Welt einfach angenehm und er teilte seine Tagesration Aal-Cracker gerne mit uns (bzw. nur mit Pumba, weil Mona lieber keine mochte). Es waren wirklich witzig Gespräche mit Nikki. Zuerst erzählte er uns, dass er 42 Jahre alt sei. Mona – die ja eh alles direkt glaubt – war total irritiert und sprach noch Komplimente aus, dass man ihm das gar nicht ansehen würde. Auf die Frage, ob er Kinder hätte, antwortete Nikki – der Witzbold – „Yeah, I have two sons, sunset and sunrise.“ Haha – haben wir gelacht. Er ist tatsächlich übrigens 27 Jahre alt.
Als Pumba nach einer knappen Stunde Fahrzeit meinte, dass wir in 200m links abbiegen müssten, war das Staunen 200m später groß. Hier sollten wir rein? Die Einfahrt schien wie eine Garageneinfahrt zur Rückseite des Hauses an der Straße. Nikky fragte eine Frau am Straßenrand, ob diese Straße die richtige durch die Berge zum Mount Batur wäre und diese bejahte stark lächelnd. Nutzte ja nichts, wir versuchten es. In Deutschland ist eine entsprechende Straße maximal ein Fahrradweg, hier eine in beide Richtungen zu befahrende Passage von der Nordküste durch die Berge nach Süden.

Glücklicherweise waren wenigstens 90% der Strecke mit Asphalt bedeckt und es kamen uns nur Roller und keine vierrädrigen Fahrzeuge entgegen. So fuhren wir Anstieg um Anstieg, Kehre um Kehre, Serpentine um Serpentine. Es ging immer höher hinaus. Der Blick über die Täler und die Küste war einfach grandios. Die Straße und ihre Kurven waren es weniger. Aber abenteuerlich und spannend war es allemal. Vor jeder Kehre wurde stark gehupt, um möglicherweise entgegenkommenden Fahrzeugen akkustisch anzuzeigen, dass wir heraufbrausten. Hinter die Kehren konnte man nicht einsehen. Das lag weniger an der Vegetation als vielmehr an der schlichten Steilheit der Straße. Diese Fahrt würde uns Dreien wohl über Jahre im Gedächtnis bleiben, meinte Nikky. True words. Nach mehr als einer halben Stunde hatten wir es fast geschafft. Google Maps sagte noch 6,8 km bis zum Ziel. Die Aussicht sagte noch 1 oder 2 Kuppen und wir wären oben. Dann würde es zur Unterkunft nur noch bergab gehen. – Leider nein.
Am letzten oder vorletzten steilen Anstieg vor dem Gipel des Passes scheiterte Nikkys Fahrzeug aufgrund der verschmutzten Fahrbahn. Wir schlitterten rechts und links und letztlich trotz Vollgas sogar zurück (man bedenke, dass es sich um einen Bergpass mit Radwegbreite handelte, der rechts und links etliche Meter Abgrund bedeutete). Mona gefror quasi augenblicklich das Blut in den Adern und sie bereute schon, ihr Testament noch nicht aufgesetzt zu haben. Bei Pumba waren die Gedanken noch nicht so weit, er versuchte eher aktiv Herr der Lage zu werden und drückte mit dem Fuß das nicht vorhandene Bremspedal auf der Beifahrerseite bis hinter den Anschlag durch. Wir kamen ans Stehen. Nikky, selbst am Schwitzen, sah Monas Blick im Rückspiegel und versuchte sie mit einem „Don’t worry Mona, I am a really good driver, nothing can happen“ zu beruhigen. Man hätte ihr wohl alles sagen können, das Gehirn war auf Notfallmodus ausgerichtet und wenig aufnahmefähig für solche Worte. Plötzlich hielt ein Auto hinter uns und zwei Locals des Berges stiegen aus. Sie fragten, ob wir eine Panne hätten und Nikky erklärte ihnen, dass wir an dem Split und dem Sand in der Kurve vor uns gescheitert waren. Einer der beiden Locals schwang sich auf den Fahrersitz neben Pumba und meinte das Auto über den Berg zu bringen, denn er fuhr die Strecke nahezu täglich. Er ließ das Auto noch einmal eine Kehre tiefer rückwärts rollen um Schwung zu nehmen und ab ging die wilde Fahrt um die letzte Kurve und über den Gipfel. – Leider wieder nein. Er scheiterte auf gleiche Weise und an gleicher Stelle in dieser Kehre. Obwohl der zweite Local meinte, er wolle es auch versuchen, er wäre ein noch besserer Fahrer, verdeutlichte Nikky, dass es ihm das Risiko nicht wert war auf dieser schmalen Bergstraße und erklärte, dass wir lieber umdrehen und einen anderen Weg finden würden. Allein das Umdrehen war hier schon ein schwieriges Unterfangen und erst einige Höhenmeter tiefer überhaupt im Bereich des Möglichen. Schade, wir waren nur noch 6,5 km vom Ziel entfernt und mussten nun zurück zur Küste. Aber es war wirklich zu heikel.

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Also diesen beschwerlichen Weg noch einmal über eine halbe Stunde abwärts und wir waren wieder bei der stark lächelnden Frau an der Kreuzung zur Hauptstraße angelangt. Erstmal weiter nach Westen und einen neuen Weg finden. Auf Google Maps vertrauten wir nun ausnahmsweise nicht mehr, das hatten uns die Versuche in den Tagen in und um Amed gelehrt. Wir fanden eine offizielle ausgeschilderte Route um die Berge herum. Leider wurden aus somit zwischenzeitlich nur noch 12 veranschlagten Minuten bis zum Ziel noch mehr als 90 Minuten. So hatte unsere Fahrt letztlich über 3,5 Stunden gedauert anstatt der erhofften Abkürzung durch die Berge in 1,5 Stunden oder der Nikky sonst bekannten Strecke über 2,5 Stunden. Aber wir leben noch, das war die Hauptsache. Hinzu kam, dass wir mit Nikky 3,5 Stunden lang wirklich gute Gespräche hatten und wir diese Fahrt also eher als gewonnene Zeit als als verlorene Zeit ansahen. Wir hoffen, er sagte nicht nur aus Höflichkeit, dass es ihm genauso erging.
Großen Dank auf jeden Fall Nikky für diesen großartigen und abenteuerreichen Tag.

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Wir haben es schließlich geschafft. Wir sind am Mount Batur in unserer Unterkunft und genießen einen Tee zur Begrüßung durch unseren neuen Host Kryshna. Neben uns am Tisch sind gerade wohl ebenfalls Deutsche angekommen, die sich zur Begrüßung Kaffee gönnen. Können die was?
Für die Beantwortung dieser Frage sowie einem Bericht zum nächtlichen Besteigen eines Vulkans müsst ihr euch auf den nächsten Beitrag gedulden. Es wird spannend. Bis dahin, scrollt einfach noch etwas durch diesen Beitrag hier. Tolle Karte. Tolle Fotos. Und folgt uns doch bis dahin hier und auf Instagram.

M & P


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