Tag 136: Sherlock Holmes
Am Morgen liehen wir uns direkt mal einen Roller um zum Taxiunternehmen mit den grünen Taxis zu fahren. Pumba verfasste einen Notizzettel, um alle wichtigen Infos unserer Fahrt und unseres Verlustes auf einen Blick zusammenzufassen. Das Taxiunternehmen war bemüht, unsere Fahrt in ihrem System zu finden – erfolglos. Vermutlich war es also doch kein grünes Taxi gewesen, wie Mona erst vermutet hatte. Pumba war dahingegen völlig planlos, was die Farbe des Autos anging. Für ihn hätte es jede Farbe des Regenbogens sein können. Als wir uns gerade wieder auf unseren Roller geschwungen hatten, kam uns die Mitarbeiterin hinterhergelaufen und meinte, dass das Hotel, wo wir die Kanadier rausgelassen hatten bestimmt Kameras vor der Tür hätte. So könnten wir bestimmt das Taxi finden.
Nächster Stopp unserer Suche war also das Kingˋs Hotel in Da Lat. Tatsächlich gab es eine Kamera und die Mitarbeiter der Rezeption würden die Bilder gleich sichten lassen, wir sollten doch einfach in einer Stunde zurückkommen. Alles klar. Die Zeit nutzten wir dann doch ein wenig zum Sightseeing, hatten wir im Moment ja sowieso keine andere Spur zu verfolgen. So fuhren wir zum Crazy House. Das Haus hat mehrere Gebäude, wovon eins komischer wirkt als das andere. Nicht nur von außen sind die Gebäude, welche Unterkünfte, ein Café, eine Kunstgallerie und Shops beinhalten, unwirklich. Auch von innen sind die Höhlen und Räume einfach skurril. Wir liefen eine Weile umher und schauten uns um. Im hinteren Teil des Geländes war leider nur eine große Baustelle. Es sollten wohl noch mehr kuriose Gebäude folgen.
Es war wirklich etwas crazy. Doch so toll war es auch nicht. Ob das aber am Haus an sich lag, an den Touristenmassen, die sich durch die Räume und Höfe schlängelten oder doch an unserer bescheidenen Stimmungslage wegen des Handys – uns war es nicht klar.
Als wir nach dem Besuch zurück beim Kingˋs Hotel waren, trafen wir kurz die beiden Kanadier, die vom Rezeptionisten schon über unseren Verlust informiert wurden. Die Hotelkameras konnten uns sogar bedingt helfen. Man konnte wohl keine Aufschrift des Unternehmens und kein Nummernschild erkennen, doch immerhin war nun klar, dass es ein weißes Fahrzeug war. Die Idee der Kameras hatte uns nun angefixt. So fuhren wir zu der Einfahrt der Seitengasse, in der wir das Taxi verlassen hatten. Auch hier gab es eine Kamera. Die Mitarbeiter des Bäckereishops von nebenan erklärten uns, dass diese Kamera eine Verkehrskamera der Polizei sei und schrieben uns zugleich noch diverse Unternehmen mit weißen Taxis auf einen alten Kassenbon. Die Dienststelle war gleich um die Ecke.
Bei der Polizei schilderten wir wieder einmal unser Problem. Leider konnte scheinbar niemand auf der Dienststelle Englisch. Doch Google Translate und eine nette Kollegin des Polizisten, die am Handy dabei war und als Übersetzerin hin- und hergereicht wurde, erleichterten die Konversation. Am Ende wurde also auch verstanden, dass wir auf Videosichtung angewiesen waren. Wir erhofften uns, dass ein Beamter die Videos – ähnlich wie im Hotel – sichten würde und wir später zurückkehren sollten. Falsch gedacht. Es kam noch besser. Wir wurden nach oben in einen Raum gebeten und sahen uns plötzlich in einem Konferenzraum voller Monitore und Kamerabildern der umliegenden Straßen und Gegenden wieder. Nach etwas Sucherei fanden wir die entsprechende Kamera, woraufhin der Beamte sie auswählte und den groben Zeitrahmen vom gestrigen Abend wieder abspielen wollte. Leider war genau die von uns benötigte Kamera zu diesem Zeitpunkt ausgefallen und hatte kein Videomaterial. Es kommt halt immer alles zusammen.
Wir fanden aber dann doch zügig eine andere Kamera, die Einblick auf die Gasse gewährte. Hier suchten wir lange hin und her. Dem Beamten dauerte unsere Suche wohl zu lange. Er verließ den Raum für eine Raucher- und Kaffeepause. Wir durften uns aber weiter durch das System klicken. Das muss man sich mal vorstellen: Wir sitzen zu zweit und allein in Vietnam in einem Polizeigebäude und haben freien Zugriff auf sämtliche Verkehrskameras und die Aufnahmen der letzten Wochen und Monate. Wir wussten sogar das Admin-Passwort, dass ohne Sichtschutz am Monitor vor uns eingegeben wurde. So fanden wir letztlich tatsächlich das Taxi, das wir für das unsere hielten. Wir hatten also nun genau die Uhrzeit, in der wir das Taxi in der Gasse verlassen haben mussten. Leider konnten wir kein Nummernschild erkennen, da die Aufnahmen zu unscharf waren. Auch auf mehreren weiteren Kameras, die das Taxi in der Folge eingefangen hatten, war die Nummer unmöglich zu erkennen. Der mittlerweile zurückgekehrte Beamte konnte uns aber immerhin aufgrund des Bildmaterials sagen, um welches Taxiunternehmen es sich handelte. Er schrieb uns eine Adresse auf, wo dieses das Büro hätte. So verließen wir guten Mutes mit der nächsten Info unsere Kommandozentrale inmitten der zahlreichen Monitore.
Leider stellte sich heraus, dass bei besagter Adresse nichts war. Wir fragten uns weiter durch (u.a. bei Taxifahrern dieses Unternehmens) und bekamen in der Folge mehrere Adressen genannt – allesamt falsch. Auch das Internet konnte uns hier nicht weiterhelfen. Wir waren ewig in der Stadt unterwegs, ohne den Sitz des Unternehmens gefunden zu haben.
Dies zog uns herunter. Da konnte uns nur ein Käffchen retten. Gegen Ende unserer Kaffeepause klingelte Monas Handy plötzlich. Unser Host war dran. Wir verstanden ihn schlecht, hofften aber auf neue Erkenntnisse oder vielleicht sogar einen Fahndungserfolg. So fuhren wir zur Unterkunft. Dort erklärte uns unser Host, dass er das Taxiunternehmen gefunden hätte. Es war ein anderes als das, was wir im Polizeivideo verdächtigt hatten – es hatte sich herausgestellt, dass unsere kleine Gasse auf dem Video noch weiter hinten lag, als die Gasse, die wir gesichtet hatten. Mist.
Sei es drum. Das Taxiunternehmen war gefunden und es hatte unsere Fahrt im System. Somit war ihnen auch der entsprechende Taxifahrer bekannt. Sie hatten ihn jedoch noch nicht erreicht, weshalb wir auf eine Rückmeldung warteten. Unser Host ermutigte uns aber, zu besagtem Unternehmen zu fahren. Unsere Hoffnung stieg wieder etwas. Als wir beim Unternehmen angekommen waren, war es bereits dunkel. Den ganzen Tag hatten wir unsere Spuren verfolgt und hofften nun auf ein erfolgreiches Ende der Suche. Das Unternehmen kontaktierte den Taxifahrer erneut. Diesmal erfolgreich.
Leider konnten die Mitarbeiter uns dann aber nur mitteilen, dass der Taxifahrer das Handy nicht gefunden habe, es würde ihnen leid tun. Hier endete unsere Suche. Wir waren am Ziel, hatten alles gefunden, was wir finden wollten. Nur das Handy fehlte.
Ob der Taxifahrer die Wahrheit sagte und somit wohl ein anderer Fahrgast nach uns das Handy eingesteckt hatte, oder ob er log und das Handy selbst eingesteckt hatte, war irrelevant. Ab hier gab es für uns keine Chance mehr das Handy zu bekommen. Wir mussten uns damit abfinden, dass es mitsamt den Fotos der Reise weg war.
Mist.
Ein wenig enttäuscht fuhren wir zurück. Die letzte Chance hatte noch einmal zu viel Hoffnung geweckt. So fielen wir stimmungsmäßig wieder ein gutes Stück weit zurück. Der Abend war für uns gelaufen. Wir aßen noch ganz lecker zu Abend. Auf dem Rückweg gingen wir noch in ein Elektrogeschäft, wo wir uns über Preise und Modelle informierten. So hatte Pumba verschiedene Modelle aufgelistet, die er dann am Abend im Bett bezüglich Gerät, Preis und Leistung vergleichen konnte. Es musste schließlich nun ein neues Handy her. Dann beendeten wir unseren Detektiv-Tag – erfolglos.
Unser Host hatte Lust, mit uns und einer Freundin auszugehen und ein paar Bierchen zu trinken. Leider mussten wir ablehnen. Wir waren zu geschlaucht von unserem Tag. Außerdem hätten wir wohl sowieso bei unserer Stimmung nicht die besten Begleiter abgegeben. Eigentlich schade. Das hätte auch ein lustiger Abend werden können.
Tag 137: Stairway to heaven
Heute wollten wir mit dem Roller ein bisschen durch das Umland von Da Lat fahren, da dies sehr schön sei, bisher aber leider zu kurz gekommen war. Genauso wie die Idee des Canyoning, weswegen wir eigentlich hierhergekommen waren, es aber nun doch von unserer Liste gestrichen hatten.
Erster Stopp war ein Café außerhalb Da Lat‘s. Dieses lag an einem Berghang inmitten von unzähligen Gemüseplantagen und Blumenfeldern. Dort tranken wir in aller Ruhe ein Käffchen. Leider war dieser kalt, weil uns niemand darauf hingewiesen hatte, dass wir ihn uns selbst noch einmal an der Theke hätten abholen müssen. Auch nach dem Kaffee saßen wir eine Zeit lang einfach rum und überlegten, welches Handy Pumba sich gönnen sollte oder beobachteten einfach die ein- und ausgehenden Locals.
Außerdem hatten wir am gestrigen Abend nach dem Handystress keinen Bus mehr nach Hoi An bekommen. Aufgrund des vietnamesischen Neujahrsfestes (10 Tage später!) war schon jetzt vieles überteuert und überbucht. So mussten wir sowieso den ganzen Tag füllen und hatten demnach genug Zeit, um einfach mal Nichts zu tun.
Mit unserem kalten Kaffee hatten wir außerdem so etwas wie einen Eintritt für den Café eigenen Garten erhalten. Dort war eine weiße Treppe platziert, die sich dem Himmel emporstreckte. Sie wurde als „Infinity Stairs“ oder „Stairway to heaven“ bezeichnet. Stairway to heaven erinnerte uns an die Party zu Monas 18. Geburtstag, als ein Freund schlaftrunken von „Stairways to heaven, ihr W******!“ gesprochen hatte – haha, sehr witzige Erinnerung.
Auch umliegende Cafés hatten solche Treppen, die scheinbar ein beliebter Fotospot der Locals waren. Westliche Touristen sahen wir hier eigentlich keine. Auch wir nutzten schließlich den Spot für ein paar Fotos.
Dann schwangen wir uns wieder auf unseren Roller und fuhren einige Kilometer weiter. Unser Ziel war ein Blumenfeld mit unzähligen Hortensien. Von hier hatte man eine schöne Aussicht über die hügelige Gegend. Wir interessierten uns aber gerade mehr dafür, unsere Stimmung der letzten Tage durch blödsinnige Fotos aufzubessern.
Als wir die Stadt wieder erreicht hatten, stoppten wir noch in dem größten Supermarkt, den wir bisher in Vietnam gesehen hatten, dem Big C. Hier deckten wir uns für die morgige Fahrt im Nachtbus mit ein paar Snacks und Getränken ein und stockten unseren Vorrat an Hygieneprodukten etwas auf.
Als wir das Zeug dann in der Unterkunft untergebracht hatten, war es an der Zeit, Pumbas altes Handy sprichwörtlich zu begraben. Ein neues Handy sollte jetzt her. In der Nachbarschaft gab es einen Giddldididdldi (einer unserer unzähligen Namen für die Elektrowarenkette „thegioididong“), dem wir die Aufgabe nun anvertrauten, uns mit Handy, SD Karte und Hülle zu versorgen.
Mit dem neuen Handy ging es in eine Pizzeria. Zur Feier des Tages gab es auch noch eine Pizza. Wie sollte man sich jetzt noch schlecht fühlen? Ein neues Handy und eine leckere Pizza. Das erste Foto des neuen Handys, das sich im WLAN der Pizzeria synchronisierte, wurde natürlich auch sogleich einer Pizza gewidmet.
Unsere Gespräche blödelten sich um allerlei Dinge. So meinte Pumba irgendwie und irgendwann, dass er Mona vielleicht nicht verlassen würde, wenn sie ihm einmal fremd gehen würde, je nach Situation. „Oh, Mist!“, war ihre Antwort. Das klang nicht nach einer erwünschten Antwort. Es stellte sich heraus, dass die Antwort auch auf ein Bekleckern mit Bier gezielt war und nicht auf Pumbas Aussage. Noch einmal Glück gehabt.
Wir probierten uns noch an verschiedenen Bieren aus, die wir noch nicht probiert hatten, bevor wir unseren letzten Abend in Da Lat beendeten.
Tag 138: Orga und Käffchen
Wir ließen den Tag gemütlich angehen und ließen uns Zeit mit dem Frühstück und dem Tee danach. Dann packten wir unser Zeug zusammen und gingen einen Kaffee trinken. Auf dem Hin- und Rückweg zum Café klapperte Mona auf der Suche nach einer Sicherheitsnadel wirklich jeden Laden links und rechts der Straße ab. Ganz egal, was in dem Laden bearbeitet oder verkauft wurde.
Mona fragte nach einer Sicherheitsnadel, da ihre Bauchtasche im Begriff war, kaputtzugehen. Leider handelte sie sich eine Absage nach der anderen ein. Scheinbar war Da Lat eine Sicherheitsnadel-freie Stadt. Immerhin gab es aber günstige vietnamesische Baguettes, die wir uns zum Mittagessen noch gönnten und noch welche für die Fahrt dazukauften. Das war unter Umständen leckerer als das, was es an einer möglichen Raststätte geben sollte – und billiger sowieso. Gegen 15 Uhr wurden wir dann in einen Minivan geladen, mit dem wir noch einige Runden durch Da Lat drehten, bis dieser völlig überfüllt zum großen Bus fuhr. Eine junge Frau aus Israel hatte ihr Handy am Ladegerät in ihrem Hostel vergessen, weshalb wir noch einmal umdrehen mussten. Sie bekam es zurück. Glücklicherweise. Wir wussten schließlich jetzt, wie weh es tun könnte, wenn eine solche Unachtsamkeit böse ausging. Wir freuten uns für sie und doch rief diese Situation noch einmal schlechte Gedanken und Emotionen hervor. Es war also an der Zeit, Da Lat zu verlassen. Das dachten sich wohl viele. Der Bus war sehr voll.
Einige Locals nahmen sogar auf provisorischen Matten in den Gängen des Busses Platz, hatten also keinen Sitz-/ Schlafplatz mehr bekommen. Auch mit dem Gepäck wurde nicht weniger gespart, als mit den Plätzen für Reisende. Etwas außerhalb Da Lats standen an einem Paketumschlagplatz zu viele Pakete, als dass sie in unseren Bus gepasst hätten. Vieles davon schienen Blumengestecke zu sein, die von Da Lat aus, aufgrund des Tet (vietnamesisches Neujahrsfest), durch das ganze Land verschickt wurden. Es wurde so viel wie möglich gestapelt, dann ging die Fahrt so richtig los. Die ersten Stunden waren nicht unbedingt angenehm, ging es doch in einem Affenzahn durch kurviges Bergland auf und ab. Mehrfach dachten wir, der Bus würde jeden Moment aus der Kurve kippen. Als wir die Berge verlassen hatten, hielten wir auch direkt für eine dringend benötigte Pause. Wir genossen unsere Baguettes, bevor es weiter ging. Nun war es ruhiger. Die Straßen zogen sich in langen Geraden Richtung Meer. Dann ging es durch die Nacht und an der Küste entlang bis nach Hoi An.
Wir hatten Da Lat nun hinter uns gelassen. Leider kamen wir nicht zum Canyoning, was eigentlich unser Grund des Besuchs war. Dafür hatte Pumba aber nun – positiv gesagt – ein neues Handy. Kein besseres, aber immerhin ein neues. Wir freuten uns, dieses Kapitel nun hinter uns zu lassen und freuten uns auf Hoi An, dem Ort, von dem wir viel Gutes gehört und gesehen hatten. Kann der Ort unsere Erwartungen erfüllen? Bleibt dran und wir verraten es euch.
Bis dahin,
M & P
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