battambang

Tag 117: Wer sein Boot liebt, der schiebt.

Der Wecker klingelte um 5:55 Uhr. Wie früh denn bitte noch? Wir standen zügig auf und liefen mal wieder zu der klassischen französischen Bäckerei aus Siem Reap, die uns schon die vorigen Tage mit Sandwiches und Teilchen versorgt hatte. Der Bus, der uns zum Bootsanleger bringen sollte, war voll. Er war mehr als voll. Er war voll bis oben hin und es standen noch immer Leute draußen, die mitkommen mussten. Noch nie hatten wir in Südostasien Leute stehen lassen müssen, mit ausreichend Tetriskenntnissen fand man immer eine passende Lösung. So ging in Myanmar auf dem Weg von Pyay nach Bagan einfach jemand aufs Dach oder in Laos von Vang Vieng nach Vientiane wurden Plastikstühle in den Gang gestellt gestellt. Hier war es tatsächlich das erste Mal so, dass wirklich niemand mehr reinpasste. So blieb eine große Gruppe zurück, für die kurzfristig eine andere Lösung gesucht wurde (vermutlich ein paar Tuk Tuks). Als wir am Pier angekommen waren, nahm Pumba alle Taschen von uns. Denn Mona lief vor, um uns gute Plätze zu sichern. Von den Slowboat-Fahrten in Laos wussten wir ja bereits, dass es weniger schön war, hinten am Motor zu sitzen. So wie Mona dachten auch noch 2-3 andere Mädels, die zum Freihalten vorliefen und ihre Kerle Sack und Pack schleppen ließen. Aber es funktionierte. Wir saßen ziemlich weit vorne und wurden umgehend per Handschlag von der guten Seele des Bootes, einem kleinen Jungen mit Down-Syndrom, begrüßt. Er war ein lustiger Junge, der ziemlich gut wusste, wie er den Mitfahrern ein Lächeln abschlagen konnte.

Zudem liebte er es, seine Gäste zu umarmen oder in den Bärten der Männer zu spielen. Die Fahrt ging los und nach einigen Minuten waren wir schon auf dem Tonle Sap See. Dies ist der größte Süßwassersee in Südostasien und wir konnten das andere Ufer auch nicht ausmachen. Als wir diesen nach etwa 45 Minuten durchquert hatten und in die engen Flusskanäle der anderen Seite eingefahren waren, erlaubte es der Kapitän auch, auf das Dach des Bootes zu steigen.
Auch wenn wir uns wirklich angestrengt hatten, einen guten Platz im Boot zu finden, wollten wir jetzt noch ein wenig in der Sonne liegen. Aus dem Wenig wurde erst einmal ein Sonnengelage bis zur Mittagspause auf halber Strecke, denn unsere Plätze waren 5 Minuten, nachdem wir hochgegangen waren, schon wieder belegt. Da wir unterwegs immer wieder langsamer fuhren, um bei den schwimmenden Dörfern Locals mitzunehmen, hatten diese sich schnell unsere Plätze gesichert.

Aber kein Problem, auf dem Dach gefiel es uns doch auch sehr. So hatte man super Ausblicke zu den schwimmenden Dörfern am Fluss, den Angelbooten oder der Natur rechts und links. Leider hätten wir uns mehr Fahrtwind gewünscht, aber der Wind ging mit uns, was den Fahrtwind nahezu ausglich.
Nach dem Mittagsstopp fuhren die Locals aber auf einem anderen Boot weiter, 15474608131315676952137519585366832.jpgdenn der Fluss teilte sich hier in 2 Richtungen. So schnappten wir uns noch mal etwas Schatten unten im Boot. Gefühlt war es der heißeste Tag ever. Trotzdem hatte Pumba heute wieder sehr mit seiner laufenden Nase zu kämpfen, die schon jegliches Taschentuch verschlissen hatte.
Plötzlich liefen wir auf eine Sandbank auf. Hatte der Helfer des Kapitäns uns in einer ähnlichen Situation zuvor noch mit einem langen Bambusstab wieder befreien können, schaffte er das nun nicht mehr. So stand der Kapitän schnell nur noch in seiner Unterhose vor uns und sprang mit seinem Helfer ins Wasser, um uns per Hand wieder in die Fahrrinne zu schieben. Es klappte nicht. Pumba wollte schon mit hineinspringen, doch Mona war aufgrund seines Schnupfenanfalls dagegen. Da er aber ein kleines Kind ist, sprang er einfach aus dem Fenster, als Mona den Bruchteil einer Sekunde nicht aufpasste und schon stand er mit im Wasser und drückte am Boot herum.

Viele andere Kerle taten es ihm gleich. Die Mädels – ganz klischeehaft – blieben an Bord und applaudierten ihren Kerlen, als diese es endlich geschafft hatten und das Boot wieder frei im Wasser lag. Ein älterer Mann wäre vor Schreck zwar beinahe ertrunken, als er einen Schritt weiter ging, wo es plötzlich viel tiefer wurde als dort, wo er stand. Zudem hatten wir gefühlt einen der Zwerge aus „Der Hobbit“ mit an Bord, der kopfüber wieder ins Boot klettern wollte und sich dabei in alle Richtungen ablegte. Aber alles ging gut. Weiter ging die lustige Fahrt also. Bis zur nächsten Sandbank. Gleiches Problem, gleich gelöst. Mittlerweile wussten die Touris schließlich, was ihr Job war, wenn wir auf eine Sandbank aufliefen. Die Kerle raus, die Mädels zur Gewichtverteilung auf die andere Seite des Bootes. Als eingespielte Besatzung schafften wir so schnell die kritischen Passagen, bevor der Fluss wieder breiter und vor allem tiefer wurde. Jetzt durften wir zum Abschluss auch noch einmal auf das Dach. Den ganzen Tag schon passierten wir so unglaublich viele winkende Kinder, die von den Häusern am Fluss unserem Boot zuwinkten und einfach über jede Reaktion unsererseits froh waren. Leider sahen wir neben diesen positiven Augenblicken aber auch eine ganze Menge Müll. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto größer wurden die am Ufer befindlichen Müllberge. Traurig.


Als das Boot dann die Anlegestelle vor Battambang erreichte, wurden wir auch schon von etlichen Tuk Tuk Fahrern empfangen. Das verstanden viele der anderen Touris auf dem Dach als Verschwörung und bestanden darauf, dass das Boot weiterfahren müsste und sie nicht hier absetzen dürfte. Dummerweise hatte wohl niemand von ihnen gelesen, dass die Boote nicht mehr bis nach Battambang hineinfahren, seit dort eine neue Brücke gebaut wurde. Zudem versuchte der Kapitän zu erklären, dass das Wasser in der Jahreszeit ab hier sowieso wieder zu niedrig werden würde. Auch der Aspekt, dass neben uns ein gleiches Boot angebunden war, was auch nicht weiterfahren konnte, sollte den Streikenden nicht als Argument reichen, das Boot zu verlassen. Pumba versuchte ihnen noch zu erklären, dass er auf 2 oder 3 Blogs gelesen hatte, dass das mittlerweile normal so wäre und sie sicher noch alte Informationen hätten. Sie waren aber schon völlig auf der Verschwörungsschiene angelangt und meinten, das seien sicherlich Lügen, die die Tuk Tuk Mafia online gestellt habe. „Stimmt. Weil ich auch Online-Blogs von Tuk Tuk Fahrern aus Battambang verfolge und da meine Infos beziehe.“, meinte Pumba nur, bevor wir es aufgaben. Wir sahen auf einem der Namensschilder der Tuk Tuk Fahrer Monas Namen.

Bei unserer Unterkunft wurde uns ein kostenloser Shuttle zum Hotel garantiert. Uns war es auf dem Boot mittlerweile zu bunt, darum ließen wir die sturköpfige Gruppe Unbelehrbarer zurück und gingen zu unserem Tuk Tuk Fahrer. Auch wenn die Gruppe es wirklich besser zu wissen meinte, waren wir gespannt, wie lange sie tatsächlich auf dem Boot bleiben würden, denn auch die Besatzung hatte das Boot jetzt verlassen.
Uns sollte es jetzt aber egal sein, wir saßen – gemeinsam mit 2 Italienerinnen – im Tuk Tuk in die Stadt. Der Tuk Tuk Fahrer versuchte uns zwar doch noch Geld abzugewinnen, doch nach unserem Hinweis, dass er das dann an der Rezeption klären müsste, wer dafür aufkommen würde, akzeptierte er aber, dass die Fahrt für uns frei war.
Unser Host lachte sich kurz schlapp, als er Monas Namen vom Reisepass in seine Liste übertrug. Das Lachen über den Nachnamen hatte ihn wohl so aus dem Konzept gebracht, dass er uns erst in ein falsches Zimmer brachte, dann noch einmal 4 Stockwerke nach unten laufen musste um die Schlüssel zu tauschen, bevor er uns in das richtige Zimmer geleiten konnte. Dieses war im 5. Stock, der Stadtblick war demnach ganz ansprechend, doch es war viel zu warm. Wir schliefen in der Hitze erst einmal eine Stunde. Dann gingen wir noch eine Suppe essen. Bei der Rückkehr ins Zimmer war es gefühlt noch wärmer. Das lag wohl daran, dass das Bad kein Fenster nach draußen hatte und die ganze Feuchtigkeit des Duschens so ins Zimmer gezogen war, während wir etwas essen waren. Es war ekelhaft und schwül. Aber wir waren müde. Irgendwie sollte es gehen mit dem Schlaf.

Tag 118: Zirkus für den guten Zweck

Mona hatte Pumba mitten in der Nacht geweckt, da sie meinte, er hätte schlimme Alpträume, bei den Geräuschen, die er machte. Denn davon wurde sie nämlich wach. Es stellte sich heraus, dass es zwar sehr emotionale Träume waren, 15474608196595596045370884142789564.jpgdoch keine Alpträume. So konnten wir dann früher oder später wieder weiterschlafen – ohne weitere Geräusche.15486624813503921410787713639406162.jpg Wir organisierten an der Rezeption noch ein paar Dinge und brachen dann auf, um etwas von der Stadt zu sehen. Schließlich kehrten wir zu einem frühen Mittagessen bei einem Inder ein. Nach dem Essen schlenderten wir noch über einen Markt, bevor wir uns in einem Café niederließen. 15474608199806012711091814455662730.jpgWir hatten für heute einfach weniger geplant, als für den morgigen Tag. So nutzten wir noch etwas die Ruhe, die uns der Tag bot. Naja, zumindest so lange, bis die Mitarbeiter des Cafés völlig ausrasteten und sich gegenseitig bis auf den Boden kitzelten und allerlei Dinge trieben. Es wurde richtig laut im Raum. Mona nervte das so sehr, dass sie, wenn sie Chefin wäre, alle am liebsten direkt feuern würde. Ok, das fand sie dann auch selbst schnell übertrieben.
Zurück zum Hotel musste Pumba zugeben, dass sein Orientierungssinn auch nicht frei von Fehlern war und wir ein gutes Stück zu weit gegangen waren. Als der Fehler aber behoben war, waren wir zügig am Hotel. Mona brachte das Tablet nach oben ins Zimmer, während Pumba mit unserem Host über die verschiedensten Dinge sinnierte. Erst ging es noch darum, die beste Option für unsere Weiterreise zu finden. Phnom Penh, Kep oder doch Kampot? Dann drehten sich die Gespräche über die Unterschiede zwischen Android und iOS, welches davon in Deutschland dominieren würde und warum.
Zu Fuß machten wir uns dann zum Highlight des Tages auf: wir gingen zum Zirkus.

Den Fußweg meisterten wir in circa 30 Minuten, in denen Mona sich fragte, wie noch mal der Disney-Elefant aus dem Zirkus hieß. „Bambi? Nein, Bilbo? Nein auch nicht, Flipper? Quatsch. Dumbo? War es Dumbo?“ Nur mit viel Schmunzeln konnte Pumba die letzte Aussage bestätigen. Doch innerlich lachte er sich über die Antwortsuche von Mona kaputt. Trotz Pumbas Schmunzelns war Mona weiterhin verunsichert. Da half nur google.com.
Am Zirkus waren wir recht früh an. Da wir noch mal zur Toilette wollten, bevor es losging, blickten wir nur kurz ins Zelt, setzten uns aber nicht hin. Danach erfuhren wir erst, dass wir noch vorne am Café warten sollten und das Zelt erst 15 Minuten vor der Vorstellung offiziell öffnen würde. Ok.15474608208932696554509414087097673.jpg Als wir dann aber ins Zelt durften, hatten wir uns schnell gute Plätze ergattert und warteten gespannt auf den Beginn der Show. Die Show startete mit 15 Minuten traditioneller Tanzvorführung, bevor die eigentliche Show losging.

Eine akrobatische Vorführung mit viel Witz und Lachern. Es machte einfach Spaß, den jungen Menschen zuzuschauen, wie sie tolle Dinge vollführten und dabei den Spaß nie aus den Augen verloren. Vor allem, wenn man den Hintergrund des Zirkus‘ hier betrachtet. Es handelt sich um ein großes Förderprojekt in Bildung und Erziehung mit zusätzlichem Fokus auf künstlerischen Aspekten, wie Musik, Tanz oder Akrobatik. So werden hier Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen in Kindergarten, Grundschule und weiterführender Schule gefördert und betreut. Außerschulisch stehen diverse Workshops zur Verfügung. Name des Projektes, das auch mittlerweile einen Ableger in Siem Reap hat ist „Phare Ponleu Selpak“.

Wir hatten viel Spaß und eine tolle Zeit, auch wenn wir gehofft hätten, die Show wäre länger als die 60 Minuten gegangen, die viel zu schnell vergingen. Daran wird deutlich, dass es uns sehr gefallen hatte und es auch weiter zu empfehlen ist.
Wir ließen die Armada der Tuk Tuk Fahrer mal wieder links liegen und gingen zu Fuß zurück in die Stadt. Wir waren uns nicht sicher, welche Straßenseite weniger staubig war und nachdem wir beide Seiten probiert hatten, war diese Frage immer noch nicht zu lösen. In einem großen Supermarkt kauften wir uns probiotische Joghurt Drinks, die es aktuell nach Monas Antibiotikakonsum fast täglich gab. Da wir nicht wirklich hungrig waren und zudem auch recht faul waren, um noch ein Lokal zu suchen (gegenüber vom Hotel waren zudem die 2 bestbewertesten Lokale Battambangs auf TripAdvisor), reichte uns für das Abendessen eine Packung Chips.

Tag 119: Bambuszug? Lieber Picknick.

Der erste Schritt am Morgen war es, das Hostelzimmer für 4 $ zu verlängern. Dies bedeutete, dass wir nicht auschecken mussten bis unser Bus am Abend gegen 22:00 Uhr fahren würde. Wir hatten einen Nachtbus nach Kep gebucht. Die Mutter unseres Hosts kam gerade von dort aus dem Urlaub zurück und sprach ganz begeistert davon. Wir liehen uns vom Hotel einen Roller und machten uns zum „Hope of Children Café“ auf, einem weiteren gemeinnützigen Projekt für Kinder, die hier gastronomische Ausbildung und Beschäftigung in einem gesicherten Umfeld finden.

Außerdem gab es hier ein Frühstücksbuffet – genau das Richtige für uns, nachdem es am Vorabend keine richtige Mahlzeit gegeben hatte. Es war lecker und wie immer wenn es Buffet gab – zu viel.
15474608217276835513196039435485358.jpgBeim Losfahren schaffte Pumba es auf unerklärliche Art und Weise den Roller kurz im Rinnstein festzufahren. Dann ging es nach Süden zu den berühmten Bamboo Trains von Battambang. Leider ist die alte Location aufgrund einer Sanierung des Schienensystems nicht mehr für die Bambuszüge befahrbar, da nun wieder vermehrt richtige Züge dort verkehren. Da die sogenannten „Lorrys“ aber bei den Touristen eine so große Beliebtheit hatten, wurde eine neue Strecke eigens hierfür gebaut und in Betrieb genommen. Als wir diese erreichten, verging uns aber schnell die Lust am Bambuszug. Man sitzt nicht mehr klassisch auf einer einfachen Bambusfläche, sondern auf einem Sofa, mit dem man dann ein paar Kilometer umhergefahren wird.

Es erinnerte uns schon sehr an die Silbermine im Phantasialand und auch die gehört nun mal – anders als bei dem ein oder anderen Freund von uns – nicht wirklich zu unseren Favoriten. So sparten wir uns die Fahrt und fuhren mit dem Roller weiter zu dem nahe gelegenen Banan Tempel, der auch aus den Angkor Zeiten stammt. Es waren zwar einige Stufen zu erklimmen, um auf die Tempelanhöhe zu gelangen, doch das war schnell geschafft. Nachdem wir oben einige Zeit verbracht hatten, wollten wir eigentlich zügig zur Killing Cave weiterfahren.


Während Mona aber noch die Möglichkeit nutzte, zur Toilette zu gehen, wurde Pumba während er auf sie wartete prompt von einem Kerl angesprochen, der mit Getränken in einem nahen Bungalow am See saß. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Kambodschaner handelte, der allerdings seit seiner Jugend in Australien lebt und nur zu Besuch hier ist, um seine Frau und deren Familie mal wieder zu sehen. Die Familie war auf dem Weg, die Stufen zum Tempel zu erklimmen, ihm war dies zu anstrengend, sodass er hier im Tal mit Kaltgetränken auf sie wartete. Schnell hatte er uns zu sich eingeladen und uns erst einmal mit Wasser versorgt. So saßen wir mit ihm im Bungalow am See. Wir hatten ein gutes Gespräch über ihn und seine Vergangenheit. Seine Großeltern waren vor der Khmer Rouge nach Australien geflohen und er selbst konnte im Alter von 13 Jahren 1996 nachziehen. Seine Frau mitsamt Stiefsohn, die er im Internet kennengelernt hatte, lebte aber noch im Umland von Battambang. Der Antrag, sie auch nach Australien zu holen, war noch nicht durch. Irgendwann wollte er aber sowieso zurückkommen, um wieder in seiner Heimat zu leben. Als der Familienclan zurückkam, waren wir schnell auch zum Essen eingeladen.15474608080924458350274739595599594.jpg
Bevor wir uns versahen, waren zahlreiche Speisen aufgetischt und uns wurde neben Wasser auch noch ein Bier gereicht. So kam es, dass Pumba das erste Mal in seinem Leben Schnecken und sogar einen Frosch aß.

Daneben gab es grünen Bambus mit getrocknetem Fisch, Babygarnelen, Schweinerippchen, allerhand Früchte und Sticky Rice in einem Bambusstab. Und Bier. Der Mann der Cousine ließ keine Möglichkeit ungenutzt, mit uns anzustoßen, wobei er uns stets mit dem Ausruf „Welcome to Cambodia“ zuprostete. Irgendwann mussten wir das Ganze jedoch etwas bremsen, hatten wir ja noch einige Kilometer auf dem Roller vor uns. Zeitdruck verspürten wir jedoch keinen und so genossen wir die Gesellschaft und die Gespräche bis in den Nachmittag hinein. Außerdem hatten wir nun Angebote, in Phnom Penh oder Sydney kostenlos zu nächtigen. Ständig bestellten sie neue Leckereien, obwohl längst jeder satt war. So kam irgendwann auch noch ein ganzes Hühnchen und weitere Dinge auf den Tisch. Hier musste wohl niemand am Hungertuch nagen.
Erst gegen viertel vor 4 ging es für uns dann weiter zur Killing Cave, während die Familiengesellschaft zu den Bambuszügen aufbrach. Der Weg, der den Banan Tempel mit der Killing Cave verbindet, ist eine Dirtroad.

Wir wurden von LKWs, die diese Strecke benutzten ganz schön im Staub eingenebelt. Die Killing Cave war schaurig. Schon vor der Höhle waren diverse Foltermethoden dargestellt, die von der Khmer Rouge an der eigenen Bevölkerung angewandt wurden.15474608062444982306082119274827077.jpg Der Magen wurde schon hier flau. An diesem Platz hatte die Khmer Rouge ein altes Kloster zu einem Gefängnis umfunktioniert (wie so häufig im Land) und hatte eine nahe Höhle dazu genutzt, Insassen zu töten. Hierfür wurden sie gefesselt und mit verbundenen Augen an den Rand eines Höhlenlochs geführt und zumeist mit einem Holzknüppel ins Genick geschlagen, sodass sie vornüber in die Höhle fielen. Wer Glück hatte überlebte den Schlag nicht oder starb unmittelbar durch den Sturz in die Höhle. Viele starben aber wohl qualvoll am Höhlengrund langsam an ihren Verletzungen oder gar an Hunger. Die Leichen müssen sich quasi gestapelt haben, wurden in der Umgebung doch mehr als 20.000 Mitbürger von der Khmer Rouge getötet. Ein kleiner Schrein bahrt eine Menge Schädel und Knochen auf, die hier gefunden wurden.

Ein trauriger Ort. Ein weiteres trauriges Kapitel der Menschheit. Ein Kapitel was sich zwischen 1975 und 1979 zugetragen hat. Man müsste eigentlich davon ausgehen, dass die Vergangenheit die Menschheit geprägt und gelehrt hat, damit sowas nicht passieren konnte.


Als wir die Höhle verließen, überlegten wir noch, ob wir wie die meisten Touren am Fuße des Berges anhalten würden. Hier würde in wenigen Minuten mit der einsetzenden Dämmerung ein Spektakel stattfinden. Zigtausende Fledermäuse würden in großen schwarzen Schwaden die Höhle für ihre nächtliche Beutejagd verlassen.

Wir hatten allerdings keine Lust mehr auf dieses Spektakel und fuhren zurück nach Battambang. Wir gaben den Roller zurück und sprangen in unserem immer noch viel zu warmen Zimmer unter die Dusche. Dann packten wir unseren Kram zusammen, was länger dauerte als geplant. Also schnell zum Abendessen aufbrechen. Das „Pomme“ war heute das Ziel.

Dort entdeckten wir ein cooles Spiel, dessen Namen wir allerdings nicht kennen. So kann’s gehen. Ziel war es 5er Reihen aus X bzw. aus O durch verschieben ganzer Reihen zu bilden. Letztlich waren wir ja aber zum Essen hier. Als wir dieses verputzt hatten, ging es noch einmal in den Supermarkt, um uns für die Reise einzudecken. Zurück am Hotel war unser Abholservice schon da. Das war mehr als 30 Minuten früher als gedacht, dann müsste er jetzt noch einen Moment warten. Warten wollte er jedoch nicht. Er wollte lieber in der Zeit schon einmal andere Mitfahrer aufgabeln und uns dann wieder abholen. Auch ok. Wir holten unsere Sachen aus dem Zimmer und irgendwann kam der Minivan zurück und wir fuhren zum großen Schlafbus. Dort waren wir demnach auch quasi die letzten Mitfahrer, die einstiegen.

So waren unsere Plätze laut Buchung belegt und man wies uns einen anderen Platz zu. So weit so gut. Bis Pumba zu Mona meinte, sie solle doch mal bitte den Käfer auf der Steckdose wegschnipsen. Der besagte Käfer stellte sich als Kakerlake heraus. Ohje. Leider erkannten wir mit Hilfe unserer Handytaschenlampen dann, dass rund um die Steckdosenabdeckung mindestens vier Kakerlaken umherkrabbelten. Wie viele sich zudem noch hinter der Abdeckung befanden, wollten wir lieber gar nicht erst wissen. Ekelhaft. Aber eben auch Südostasien.
Wie es uns mit den Kakerlaken eine Hand breit neben dem Gesicht auf der Fahrt quer durch Kambodscha ergangen ist, erfahrt ihr – sofern wir nicht gefressen wurden – im Rahmen des nächsten Blogs in wenigen Tagen.

Bis dahin,
M & P


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