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Tag 146: Silvester in Hanoi

Als wir in Hanoi ankamen, ließ man uns an der Nordostecke des Ho-Hoan-Kiem-Sees heraus. Von hier aus war unser Hanoi Backpacker Hostel nicht weit. 15513615938875883906400096930081483.jpgSchnell waren wir dort und hatten unsere Betten bezogen. Es war wieder eines der Hostels, die sich bei Booking.com besser zu verkaufen wussten, als sie waren, aber das Hinweisschild auf der Toilette lud zum Schmunzeln ein. Das Zimmer wirkte durchaus verschmockt und unhübsch. Vielleicht lag es aber auch vorwiegend daran, dass so wenig Licht ins Zimmer drang. Natürliches Licht ist doch immer wieder Gold wert. Naja, sei es drum.
Wir zogen nach einem kurzem Stopp und kleinen Infos vom netten Rezeptionspersonal los, um uns einen ersten Eindruck der Stadt zu erhaschen.

Auffällig waren direkt die unzähligen Locals die Lufballons mitten auf der Straße verkauften. Zu Fuß spazierten wir am See entlang, wo zahlreiche Familien zur Feier des Tages versuchten, den besten Spot für ein kleines Familienshooting zu bekommen. Die ganze Stadt hatte sich förmlich herausgeputzt. Für uns als Touris war es demnach aber auch erwartungsgemäß schwieriger, z.B. an ein Käffchen für den Nachmittag zu kommen. Am See selbst hatten noch einige Läden geschlossen, doch die Cafés, die wir uns ausgeguckt hatten, hatten alle bereits für die Woche geschlossen. Beim wichtigsten Fest des Jahres in Vietnam machen einfach die meisten Menschen Urlaub und Heimatbesuche, weshalb viele Läden und Restaurants geschlossen werden. Wir wussten dies natürlich schon vorher (u.a. durch überteuerte Bustransfers in den letzten 10 Tagen), hatten ja auch aus diesem Grund Hanoi ausgewählt, um das Neujahrsfest zu erleben. In einer solchen Stadt könnte schließlich nicht alles geschlossen sein. So waren wir also auch von unserem ursprünglichen Plan, zuerst nach Cat Ba zu reisen, abgekommen und waren hier gelandet. Auf der Suche nach einem schönen Café machten wir uns aber in einem Touristenbüro sogleich eine Weiterfahrt nach Cat Ba klar, wo es dann in 2 Tagen hingehen sollte.
Mit dem Ticket in der Tasche fanden wir ein paar günstige Straßensnacks und sogar ein nettes Café, in welchem wir unsere Snacks verputzen durften. Für 4 große Buns mit verschiedenen Füllungen und Geschmäckern zahlten wir gerade einmal 60.000 VND [ca. 2,27 €]. Im Vergleich dazu waren unsere Kokosnuss-Kaffees, die zusammen 118.000 VND [ca. 4,46 €] kosteten, wirklich teuer. Aber die Getränke, die als Kaffee erwartet wurden, doch eher als Frappé daherkamen, waren dafür auch wenigstens ganz lecker.20190204_181222.jpg Hier erfuhren wir vom Feuerwerk am See um Mitternacht. Auch wenn Mona wirklich müde vom Tag war und ihr Hanoi bisher (vor allem aufgrund des Mülls und des schlechten ersten Eindrucks unseres Zimmers) wirklich nicht gefallen hatte, wussten wir beide, dass wir das Feuerwerk nicht verpassen wollten. Wir würden schließlich nicht mehr allzu oft das vietnamesische Neujahrsfest in Hanoi feiern.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Hostel gingen wir für ein paar Bierchen durch die Gassen der Altstadt. Endlich durften wir das lang erwartete Bia Hoi probieren, das wohl günstigste Bier der Welt. Auf kleinen Plastikstühlen auf der Ecke der Straße genossen wir ein ums andere frisch gezapfte Bier, dass sich sogar überraschend gut trinken ließ. So war der Eindruck von Hanoi schon um einiges besser. Wir lernten Karl-Heinz und Lisa kennen, ein Paar aus Österreich, das gestern in Vietnam angekommen war und unterhielten uns eine Weile mit ihnen. Schließlich war es an der Zeit, zum See aufzubrechen, um das Feuerwerk um Mitternacht nicht zu verpassen. Zu viert gingen wir los. Erst mussten wir aber noch unsere exorbitante Rechnung bezahlen. Jeder von uns beiden hatte 4 Bier getrunken. So zahlten wir für unsere 8 Gläser Bier à 0,33 Liter ganze 40.000 VND [ca. 1,51 €]. Ein wirklich umwerfender Bierpreis. 5.000 VND [ca. 0,19 €] pro Glas.
Wir folgten den Menschenmassen, die allesamt zum See strömten. Inmitten hunderttausender Locals und Touristen hatten wir uns zu einem guten Spot durchgeschlagen, um das Feuerwerk zu beobachten.

Mona und Lisa wollten im nahen Supermarkt noch ein Bierchen für uns 4 kaufen, um auf das neue Jahr anzustoßen. Erst nach der Hälfte des 15-minütigen Feuerwerks hatten sie es zurück zu Pumba und Karl-Heinz geschafft. So wurde eben ein paar Minuten zu spät auf das neue Jahr angestoßen.


Die gute Stimmung und der angenehme Start ins neue Jahr des Schweins (diesmal in der Nacht vom 04. auf den 05. Februar) wurde aber jäh gestoppt. Mona fiel auf, dass der Reisverschluss ihrer Bauchtasche offenstand und ihr Handy nicht mehr darin war. Scheiße. Wir hatten doch erst 11 Tage zuvor Pumbas Handy verloren, nun war Mona offensichtlich inmitten der Menschenmassen beklaut worden. Wie immer, wenn so etwas passiert, passiert es zu den unpassendsten Momenten. Die Handynetze waren so kurz nach Mitternacht völlig übelastet und kein Signal kam durch. So konnten wir Mona nicht anrufen und auch nicht online das Handy orten, da wir keine Internetverbindung zustande bekamen.
Wir entschuldigten uns bei Lisa und Karl-Heinz für den Stimmungskill und wollten schnell zum nahen Hostel, um im WLAN Monas Handy zu orten. Dies funktionierte auch. Leider gab die Ortung aber schon jetzt nur den Ort knapp 30 Minuten zuvor an. Umgehend liefen wir zu dieser Stelle, wo wir dann 40 Minuten nach dem letzten Handysignal ankamen. Es stellte sich heraus, dass das Handy seine letzte Position an einem großen Rollerparkplatz von sich gab, um 00:15 Uhr. Jetzt war es 00:55 Uhr und der Dieb, der sicherlich hier geparkt hatte, war wohl längst über alle Berge. Mist.
Wir hatten gerade erst den Verlust von Pumbas Handy mitsamt seinen Reisedaten überwunden und dann so etwas. Diesmal war es gefühlt sogar noch schlimmer. Konnten wir bei Pumba noch darauf bauen, dass auf seinem Handy nicht ganz so viele Fotos waren und viele Fotos (wenn auch in mieser Qualität) immerhin noch den Weg in seine Google Cloud gefunden hatten, war es nun anders. Die Speicherkarte in Monas Handy war die, die wir zum Sichern und Sortieren aller Fotos verwendet hatten. Ihre Clouddienste waren nicht synchronisiert und all unsere Fotos auf dieser Speicherkarte gesichert. Wir saßen einfach nur machtlos auf dem Bürgersteig und ärgerten uns schwarz, dass wir nach der Erfahrung mit Pumbas Handy nicht sogleich alles andere mehrfach gesichert hatten. Jetzt war alles weg. Wir hatten zwar noch die Fotos der Kamera und die meisten Fotos der Drohne und die Fotos aus unseren Blogs, doch sämtliche Handyfotos waren einfach weg. Scheiß Situation. Seit Tagen wollten wir diese sichern, hatten es aber einfach noch nicht getan. Dumm.
Wir saßen dort in unserer Hilflosigkeit und resignierten. Bei Pumbas Handy hatten wir erst noch die Hoffnung, durch das Taxiunternehmen das Handy zurückzufinden. Hier war uns aber umgehend klar, dass das Handy für immer fort war – und all unsere Daten mit ihm.15513615983404183827229809297578012.jpg
Wir erreichten unser Hostel gegen 2:30 Uhr. Wir wollten einfach nur noch schlafen und alles vergessen. Aber so einfach war das nicht.
Das Reisen hat eben nicht nur tolle Seiten, es hat auch viele harte Situationen, die dazu führen können, dass man alles hinterfragt.

Tag 147: Es muss weitergehen

Der Morgen danach war nicht wirklich besser. Wir frühstückten irgendwie teilnahmslos und obwohl es unser erster und einziger voller Tag in Hanoi sein sollte, wussten wir schon nach dem Frühstück nichts mit uns und dem Tag anzufangen. Wir fühlten uns leer.
Irgendwann zogen wir los und wollten einen Elektronikladen aufsuchen. Da aber heute vietnamesischer Neujahrstag war, war Hanoi wie ausgestorben. Die Läden hatten fast ausnahmslos alle geschlossen. Hier oder da gab es eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken, doch an offene Elektronikläden war nicht zu denken. Die Stadt wirkte wie ausgestorben.

Wir zogen einfach durch die Stadt umher und landeten an der deutschen Botschaft. Wir überlegten kurz hineinzugehen und nach Rat zu fragen, doch was sollte es bringen. Wir gingen weiter. Als nächstes gelangten wir zum Ho Chi Minh Mausoleum, in dem der einbalsamierte Leichnam von Ho Chi Minh in einem Glassarg zu sehen ist. Aufgrund des Tet war jedoch auch dieses heute geschlossen.

Auf unserem Rückweg zur Altstadt gab es dann einen Caramel Macchiato in einem Café am Straßenrand. Mit dem üblichen Tet-Aufpreis kosteten die beiden Käffchen zusammen zwar 100.000 VND [ca. 3,78 €], doch insgesamt war es das wert. Nicht weil die Käffchen so lecker waren, doch weil wir gute Gespräche hatten und die ganze Handysituation so mehr sacken konnte. Wir zogen uns daran hoch, dass wir ja noch die Kamerafotos hatten und viele der Drohnenfotos. In Pumbas Cloud waren ja zumindest auch aus dem ersten Drittel der Reise noch seine Handyfotos. Das zweite Drittel würde so fototechnisch gesehen eben ein dunkleres Kapitel unserer Reise sein, aber immerhin kein leeres Kapitel. Wir hatten noch immer viel zu teilen und vor allem dank unseren Erinnerungen und des Blog-Tagebuchs noch eine Menge toller Momente, die uns niemand nehmen konnte. Was passiert war ärgerte uns weiterhin ungemein und machte uns traurig, vor allem, da wir mit wenig Aufwand den Schaden hätten begrenzen können. Doch immerhin waren wir gesund. Uns ging es – abgesehen von der Handysituation – gut und wir hatten trotz der Verluste auch in Vietnam bisher eine schöne Zeit. Das Leben geht weiter. Natürlich wünscht man sich, so etwas nie zu erleben, aber es gibt auch immer Schlimmeres. Wir versuchten ab jetzt nach vorne zu schauen – auch wenn diesbezüglich noch einige Momente kommen würden, die uns sicherlich sehr ärgern würden. Weil der Schaden in beiden Fällen weitaus geringer hätte sein können, oder sogar ganz hätte vermieden werden können.


Nach dem Kaffee gingen wir zu dem Teil in der Altstadt, wo ein Zug inmitten enger Gassen und Wohneinheiten durch die Stadt fährt.

Wie es der Zufall so wollte, kam sogar 2 Minuten nach unserer Ankunft an den Gleisen tatsächlich einer der wenigen Züge vorbei. Viele Leute schauten sich dieses Spektakel an und auch ohne Zug war es eine schöne Szenerie. Die Gleise inmitten der Häuserschluchten. Cafés links und rechts. Aber auch Einheimische, die einfach hier wohnten und ihren täglichen Gewohnheiten nachgingen. Die Sonne kam sogar heraus. Ein paar Minuten des Genießens.


Wir folgten den Gleisen dann bis zu einer Brücke, die uns für den Sonnenuntergang von der Rezeptionistin empfohlen wurde. Hier waren Autos tabu. Trotzdem ging es nicht weniger hektisch zu, da so viele Zweiräder die alte Brücke rechts und links der Schienen des Zuges passierten.

Wir spazierten ein gutes Stück weit über die Brücke, wo auf den mittigen Gleisen wieder einige Neujahrsshootings von Einheimischen, die sich herausgeputzt hatten, stattfanden. Bis zum wirklichen Sonnenuntergang wollten wir aber nicht mehr warten. Der Hunger rief uns zurück in die Altstadt von Hanoi. Hier gab es ein weiteres Mal Pho (die klassische vietnamesische Nudelsuppe) an der Straße und ein Bia Hoi zum Abschluss des Tages.

Emotional sowieso noch ausgelaugt und mit schweren Beinen von unserer Tageswanderung durch Hanoi beschlossen wir, den Abend ruhig in unserem Dorm zu verbringen.
Mona hatte das Glück aktuell scheinbar wirklich nicht gepachtet, waren ihre Crocs doch nicht mehr, wo sie hätten sein sollen. Waren diese jetzt auch geklaut? Oder lief es wie in Georgetown und ein anderer Gast trug sie einfach nur durch die Stadt spazieren und würde sie wieder zurückgeben? 15513616026039256180946796177902524.jpgWir warteten erst eine Weile, wollten uns das Ganze dann aber doch in den Aufnahmen der Überwachungskameras angucken. Während wir die Bilder sichteten, kam die Schuhdiebin dann auch noch mit den Crocs auf frischer Tat die Treppe herunter. Wir hatten eine der beiden auch vorher schon als Täterin vermutet, doch von unserer Liste gestrichen, als sie zurück ins Dorm kamen, die Schuhe aber noch immer nirgendwo aufgetaucht waren. Jetzt, da sie sie ja doch hatten, mussten sie sie wohl in ihrem Schließfach untergebracht haben, nachdem sie zurückgekommen waren. Unter diesen Voraussetzungen konnte Mona die Frage, ob sie sich die Schuhe noch eine halbe Stunde ausleihen könnte, um etwas essen zu gehen, auch nur verneinen. Wir chillten unseren letzten Abend in Hanoi und versuchten uns noch einmal die positiven Dinge der Reise zu vergegenwärtigen, auch wenn wir trotz guten Willens noch nicht über den Verlust von Monas Handy hinweg waren.

Tag 148: Transfer nach Cat Ba

Die Schuhdiebin und ihre Freundin sollten auch zum Start des Tages im Dorm nicht unbedingt positiv auffallen. Um Punkt 06:00 Uhr ging ihr Wecker. Kein Standardwecker, sondern der lautest nur mögliche Wecker. Und nein, die beiden sahen es nicht ein, aufzustehen, sobald ihr selbst gestellter Wecker ertönte, also babbelten sie einfach noch mehr als eine Stunde nicht unbedingt mit gedämpfter Stimme. Als wäre dies nicht schon genug, wälzten sie sich in ihren Betten so sehr hin und her, dass selbst unser Bett noch ständig mitwackelte. So nützten auch Ohropax nichts. Schließlich setzte eine der beiden auch noch die Kirsche auf die Aktion, als sie einfach ein Telefonat startete (gegen 7:15 Uhr) und sich dabei minutenlang laut ablachte.
Als wir unseren Kram gepackt und gefrühstückt hatten, kam auch schon jemand, der uns für den Transfer nach Cat Ba abholen wollte. Da das Hostel in einer zu kleinen Gasse war, musste er uns mit dem Roller abholen und wir mussten ihm und seinem Roller um ein paar Ecken folgen, bis wir an einer Straße waren, wo noch andere hinzukamen und schließlich der kleine Bus anhielt, um uns aufzugabeln.15513616015869548813471046945258084.jpg Der Bus war mal wieder völlig überbucht, sodass das Gepäck zwischen den Sitzreihen gestapelt wurde und am Ende sogar noch jemand auf den Treppen der Tür sitzen musste, weil kein Platz mehr frei war. Der Bus fuhr uns aber dann zügig und sicher zur Fähre, mit der wir nach Cat Ba übersetzten.

Dort angekommen, ging es dann ein weiteres Mal in einen Bus, mit dem wir schließlich Cat Ba Stadt an der Südostseite der Insel erreichten.

Was wir in Cat Ba so treiben werden, erfahrt ihr im in Kürze kommenden Beitrag. Wir hoffen auf eine bessere Zeit als in Hanoi und auf weitere Momente, die Vietnam nicht nur aufgrund unserer Handyverluste unvergessen machen.

Bis dahin,
M & P


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