Tag 148: Inselglück mit Plastikmüll
Cat Ba selbst ist ein kleines Städtchen. Wir waren demnach schnell in unserer Unterkunft, wenngleich wir uns noch einmal kurz durchfragen mussten, da diese nicht wirklich dort war, wo sie bei Booking.com eingetragen war. Nach dem Beziehen unseres Doppelzimmers im Victor Charlie Hostel 2 für 158.000 VND [ca. 6 €] pro Nacht, zog es uns direkt wieder nach draußen. An der Bucht wollten wir die letzten Momente des Tageslicht genießen.
Wir fanden ein Café, bei welchem man gemütlich am Wasser sitzen konnte. Der Blick über die Bucht war wirklich schön. Der Blick zurück auf die Hotelkomplexe weniger. An sich ist Cat Ba schon ein richtig hässliches Städtchen, das keinen Charme versprüht.
Wir saßen noch eine Weile quatschend beim Kaffee trinken zusammen und ärgerten uns über die Gruppe Jugendlicher, die an einem der Nachbartische eine Zeit lang Karten gespielt hatte, denn als sie gingen, warfen sie einfach sämtliche Karten hinunter ins Wasser. So wird es sicherlich auf Dauer besser werden mit dem Plastik in der Welt und in den Meeren, wenn schon die lokale Inseljugend so unbeherzt vorgeht.
Naja, leider war bei ihnen für den Moment keine Spur einer Einsicht. Wir zogen weiter. Der Hunger brachte uns zu einem kleinen Essenstand, einem der wenigen, die wegen der Neujahrsferien geöffnet hatte. Die Currys, die wir aßen, schmeckten mal wieder äußerst gut. Die Mitarbeiter waren wohl auch alle in den Ferien, oder es war einfach normal, dass die Kinder der Betreiber als Kellner umherwirbelten – wie so oft in Südostasien.
Als wir dann wieder zurück in unserem Zimmer waren, wurde es auch höchste Zeit uns nach diesem Transfertag abzuduschen. Cat Ba hatte uns mit einer fast 100%igen Luftfeuchtigkeit erwartet.
Tag 149: Mit dem Roller quer durch Cat Ba
Nachdem wir uns aus dem Bett aufgerafft hatten, mussten wir feststellen, dass wir die Frühstückszeit verpasst hatten. Wir durften uns alternativ ein paar Schokoküchelchen einpacken. Immerhin. Trotzdem aßen wir noch ein Sandwich in einem nahen Restaurant.
Dann liehen wir uns für 80.000 VND [ca. 3 €] einen Roller, um den Nationalpark in Cat Ba zu erkunden, von dem uns viele vorgeschwärmt hatten. Die Straßen, die über Cat Ba führen, ähneln nicht den sonstigen vietnamesischen Straßenstandards. Es war eher wie in Laos, auf dem Weg zu den Kuang Si Wasserfällen in Luang Prabang. Im Nationalpark selbst wurden die Verhältnisse zwar etwas besser, doch nicht so gut, wie wir es zuletzt gewohnt waren. Zudem erschrak Mona bei jeder kleinen Abfahrt, die die Straßen uns boten, da unser Roller dann knallte, als würde er jemanden erschießen wollen. Mona wollte am liebsten umdrehen, den Roller zurückgeben und einen anderen Roller für unsere Tour auswählen. Pumba hingegen fuhr lieber weiter, da wir bereits getankt hatten und der neue Roller sicher wieder leer sein würde.
Als wir durch den Nationalpark fuhren, passierten wir die Hospital Cave, in die sich die Bevölkerung während Bombardierungen zurückzog und auf mehreren Stockwerken allerhand medizinischer Infrastruktur installierte. Wir waren jedoch für einen Trek hier, für den wir noch ein paar Kilometer weiter fahren mussten. Für 80.000 VND [ca. 3 €] konnten wir dort laut Kassiererin den höchsten Berg Cat Bas besteigen. 1 Stunde hin, 1 Stunde zurück, kein Verlaufen, da es nur den einen Weg geben würde. Ok, machen wir.
Bevor es in den Wald und den Berg hinauf ging, passierten wir noch einige Gemüsebeete der Locals. Dann begann der Aufstieg über zahlreiche steinernde Stufen. An sich war der Aufstieg nicht als sonderlich schwer zu bezeichnen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit schwitzten wir aber doch recht zügig. Und recht viel.
Oben angekommen bot sich uns ein wirklich guter Ausblick. Vielleicht weniger toll, wie uns berichtet wurde oder wie wir gelesen hatten, aber doch sehr schön. Der höchste Punkt der Insel schien es auch nicht zu sein, direkt die Erhöhung nebenan schien noch höher zu sein. Beeindruckend war, dass man in keiner der Himmelsrichtungen das Meer erblicken konnte. Ob das an der diesigen Witterung lag oder ohnehin nie möglich war, das wissen wir nicht, doch es zeigte ganz gut die Ausmaße der Cat Ba Insel.
Beim Abstieg fiel Pumba wieder durch eine Menge Gehirndurchfall auf, was Mona dazu nutzte, ihm von ihrer größten Angst zu berichten. Ihre größte Angst wäre demnach wirklich, dass es bei Pumba irgendwann „Klick“ macht und er für immer verrückt (wir sagen dazu jetzt „Quirrel“ im Kopf) bleiben würde. Dann würde er auch alleine im Bus umher fahren und Fremde fragen, ob seine Haare denn richtig stehen würden. Sie hofft, dass dieses Szenario niemals eintreten wird…
Zurück im Tal wollten wir eigentlich als Dank für das kostenlose Parken im angrenzenden Café eine Cola trinken. Da diese jedoch 25.000 VND [ca. 1 €] kosten sollte (für deutsche Verhältnisse natürlich akzeptabel), entschieden wir uns doch dagegen, schnappten unseren Roller und fuhren weiter durch den schönen Nationalpark, bis wir die Nordseite der Insel erreichten.
Pumba hatte auf einen kleinen Küstenort gehofft, wo man etwas essen und trinken könnte, doch in Wirklichkeit war hier nichts. Ein Fähranleger mitsamt Zubringerstraße, ein kleines „Restaurant“, doch es sah fast wie ausgestorben aus. Also flogen wir einfach eine Runde mit der Drohne.
Auf dem Rückweg hielten wir noch in einer kleinen (für uns namenlosen) Höhle an, die in dem Eintritt für den Wandertrek inkludiert war. Wir waren zwar müde und hungrig, doch wir genossen noch den kurzen Abstecher unter Tage, vor allem, da die Höhle wirklich ganz cool war und außer uns nicht viele Leute gerade dort waren.
Als wir dann aber wieder zurück in Cat Ba waren, rief die Reiseorganisation uns zu einem Meeting. Erst buchten wir uns einen Tagestrip mit dem Boot von Cat Ba durch die Lan Ha Bay und die Ha Long Bay. Danach buchten wir für den Tag unserer Abreise einen Sleeping Bus von Cat Ba nach Ha Giang, um dort den Loop mit dem Roller zu fahren. Nach der Dusche kehrten wir in der Oasis Bar 2 ein, um damit anzufangen, unsere verbliebenen Bildmaterialien kreuz und quer zu sichern, damit wir nicht noch einmal so aufgeschmissen sein würden, wie in den Momenten der Handyverluste. Das Organisationsmeeting wurde natürlich standesgemäß von einem Café Latte und frischen Frühlingsrollen begleitet. Da es etwas länger dauerte als geplant, weil wir auch noch verschiedene Optionen des Sicherns ausprobierten, kam es dazu, dass den ersten Snacks und Getränken auch noch ein gezapftes Bier und weitere Essensangebote hinzukamen.
Mona genoss zum Abendessen einen Gartensalat, Pumba eine lokale Muschelsuppe. Dazu teilten wir uns noch ein paar frittierte Frühlingsrollen, weil Pumba eben Lust auf etwas Frittiertes hatte.
Mit 2 Wasserflaschen für den kommenden Tag im Gepäck, kreuzten wir dann im Hostel auf, verkrochen uns in unser Zimmer, wo wir bei einer Folge Netflix akzeptierten, dass auch dieser Tag vorüber war. Fun Fact kurz vorm Schlafengehen: Monas ungeliebtester Kosename: Käsekuchen. Woher diese Einschätzung kam, wissen wir nicht, da Pumba sie definitiv noch nie so genannt hatte (Sie war auch schon im Halbschlaf und wusste selbst nicht was sie da vor sich hin brabbelte).
Tag 150: immerhin geimpft
Heute schafften wir es locker zum Frühstück. Nach unserem Bananenpfannkuchen kam auch pünktlich um 8 Uhr der Abholservice für unsere Bootstour. Diese Tour durch die Lan Ha Bucht und die Ha Long Bucht sollte gesäumt sein von einem Kajakstopp, einem Stopp zum Schnorcheln und Schwimmen, einem Besuch bei einem Fischerdorf und einem Besuch der Monkey Island.
Für unser Boot stand die Monkey Island als erstes auf dem Programm. Der Name der Insel war berechtigt.
Unzählige Affen tummelten sich auf der Insel und am Strandabschnitt umher. Hier schlug der Guide vor, zu einem Viewpoint hochzusteigen, der eine tolle Sicht über die Insel und die umliegenden Felsen garantieren sollte. Wir hatten aber keine Lust dazu. Die Insel war momentan einfach zu überlaufen. Es hielten zu viele andere Boote hier und der Strand war genauso voll von Touristen, wie der kleine Pfad durch den Wald zum Viewpoint. Daher entschieden wir uns, einfach am Strand zu bleiben und die gute Stunde abzuwarten, bis es weitergehen sollte.
Wir beobachteten, wie ein Affe einen Rucksack einer Gruppe Mädels ausräumte, um darin eine Tüte voller Früchte und Obst zu finden und für sich zu beanspruchen. Die Mädels bemerkten dies erst nicht. So waren es andere Reisende, die ihnen ihre Rucksäcke aus den Fängen der Affen befreiten und ihnen zurückgaben. Das Obst gehörte nun aber den Affen. Keine Diskussionen.
Wir waren eigentlich nur teilnahmslose Beobachter dieser Szenerie am Rande. Mona hatte aber genug von diesem „Affentheater“ und wollte, dass wir uns auf die andere Seite des Strandes begeben würden, wo es ruhiger zuging, was Affen und Menschen betraf.
Auf dem Weg durch besagte Szenerie kam es dann leider zu einem beschissenen Vorfall. Ein Affe kam von der Seite angelaufen und krallte und biss sich umgehend in Monas Arm fest, die einfach nur vorübergehen wollte und sonst nichts getan hatte. Die Situation an sich war schnell gelöst, Pumba und andere Reisende kamen hinzu und verscheuchten den Affen, der sich dann noch einmal an ihre Wade hing und uns noch einige Meter verfolgte.
Hierbei entstand ein kleines Wettbrüllen zwischen Pumba und dem Affen, der alle paar Meter kurz vor der Attacke aufgrund von Pumbas Geschrei wieder etwas innehielt und zurückschreckte.
Nach einigen Metern waren wir der Situation entkommen, der Affe ließ von uns ab und gesellte sich wieder zu den anderen. Was ihn verleitet hatte, Mona zu attackieren, wird sein Geheimnis bleiben, doch es war nun mal geschehen.
Mona hatte blutige Wunden an der Hand, wovon ein Biss wirklich tief ging. Wir gingen umgehend zum am Strand liegenden Restaurant zur Erstversorgung. Wir spülten die Wunde mit unserem Wasser aus (das restauranteigene Wasser hätten wir tatsächlich in der Situation bezahlen sollen), woraufhin unser Guide kam, der in der Zwischenzeit ständig mit einem der kleinen Affen fütternd gespielt hatte. Er tröpfelte eine Menge jodhaltiges Desinfektionsmittel in die Wunde und versuchte uns im Hinblick auf Tollwut zu beruhigen. Er selbst sei mehrfach von den Affen der Insel gebissen und gekratzt worden, die hätten keine Tollwut. Er zeigte uns beinahe stolz seine Narben.
Wir glaubten ihm zwar, doch war das Ganze nichts, wo man aus gutem Glauben ein Risiko eingehen sollte. Für uns stand fest, dass wir noch im Laufe des Tages eine Schutzimpfung haben wollten. Pumba kontaktierte schon einmal unsere Unterkunft und unsere Reiseversicherung via Email, um von den Vorfällen zu berichten und um herauszufinden, ob es in Cat Ba überhaupt ein Krankenhaus gab. Nach einem Anrufversuch bei der Unterkunft wurde er kurz darauf von einem Mann zurückgerufen, der anscheinend nicht direkt zur Unterkunft gehörte. Es war aber nun mal seine Nummer bei Booking.com hinterlegt. Er erklärte Pumba, dass er uns empfehlen würde, nach Haiphong zu fahren. Die auf dem Festland nahe Cat Ba liegende Stadt ist die drittgrößte Stadt Vietnams und das Krankenhaus wäre um einiges besser als die Versorgung auf Cat Ba. Hierfür wäre es aber nötig, spätestens gegen 15 Uhr zurück im Hostel zu sein, um unsere Sachen zu packen und den letzten Transfer nach Haiphong zu erreichen. Der nette Unbekannte am Telefon würde sich schon einmal mit dem Hostel in Verbindung setzen und klären, dass wir unsere dritte Nacht nicht in Anspruch nehmen würden und unseren für den Folgetag gebuchten Nachtbus nach Ha Giang umbuchen würden. Er empfahl uns mit unserem Guide zu sprechen, der sicherlich eine Lösung hätte, um pünktlich zurück in Cat Ba zu sein.
Nach dem Telefonat ging Pumba also wieder zu unserem Guide und erläuterte unseren Plan, noch heute nach Haiphong zu kommen. Der Guide wollte erst abwiegeln, dass dies nicht nötig wäre, doch er verstand auch schnell, dass für uns aktuell keine andere Option infrage käme. Während schon die nächste Frau ankam und aufgrund eines Affenbisses versorgt werden musste, telefonierte unser Guide ein wenig umher. Er erklärte uns, dass wir noch ein Stück weit mit ihm weiterfahren und dann in ein anderes Boot umsteigen würden, um rechtzeitig wieder in Cat Ba zu sein. Alles klar, danke.
Unsere Fahrt ging sogleich weiter und wir versuchten uns nach dem Anlegen der Mullbinde noch ein wenig für die landschaftlich wunderschöne Lan Ha Bucht zu begeistern – wenngleich das unter diesen Umständen schwer war.
Die Landschaft war trotz des mäßigen Wetters – immerhin blieb es trocken und wir hatten keine große Sonnenbrandgefahr – schön anzuschauen. Wir passierten schwimmende Fischerdörfer, die von Hunden bewacht wurden, kleinere und größere Boote und eine Vielzahl von Inseln und Felsen, die wie einzelne Puzzleteile aus dem Wasser ragten.
Wir fuhren noch eine ganze Weile durch die Bucht, bevor wir eine Station erreichten, die sich als Kajakstation entpuppte.

Nach dem ausgedehnten Mittagessen fuhren wir weiter – den Weg, den wir gekommen waren – und nach einiger Zeit erreichten wir den Schnorchel- und Schwimmspot. Ungefähr die Hälfte der Gäste ging baden, während wir den Stopp nutzten, um noch ein paar Drohnenaufnahmen zu generieren.
Es wurde Zeit, dass wir die Drohne landeten, denn der Kapitän fuhr schon weiter. Auf diesem Boot waren einige Passagiere, die den Transfer zum Festland erreichen wollten. Der neue Guide erklärte uns, dass wir jetzt wieder zur Monkey Island fahren würden. Jeder, der zum Transfer müsste, solle einfach auf dem Boot bleiben. Sobald die Übrigen auf der Insel sein würden, würde das Boot uns nach Cat Ba bringen. Gesagt, getan.
Zügig waren wir in Cat Ba, wo ein Minivan uns alle einlud und am Hostel absetzte. Während Mona schon mal anfing unsere Taschen zu packen – das Zimmer sah noch recht chaotisch aus, aber wir wollten ja auch eigentlich nicht schon abreisen – klärte Pumba an der Rezeption die offenen Fragen. Unsere dritte Nacht? Storniert, ohne Gebühren. Unser Nachtbus nach Ha Giang? Storniert, Geld rückerstattet. Unsere Wäsche? Fertig, teuer aber fertig. Plätze im Bus nach Haiphong? In 50 Minuten am Treffpunkt 300m von hier. Tip Top. Ein Lob mal wieder an südostasiatische Organisationskünste. Als Europäer fragt man sich oft, ob das alles so klappen kann, wie es einem gesagt wird – und ja, es klappt immer.
Pumba schloss sich Mona an und wir waren gerade dabei, unser Chaos zu beseitigen, als unser Host an der Tür klopfte. Sie wies uns darauf hin, dass es in Haiphong aktuell keinen Impfstoff gegen Tollwut gab. Sie empfahl uns gleich nach Hanoi zu fahren. Hauptstadt, beste Versorgung, gute Krankenhäuser und so. Gibt es denn noch einen Platz für gleich zu fahren? Natürlich. 30 Minuten später saßen wir im Bus, um Cat Ba zu verlassen. Easy. Es darf auch mal gut laufen nach den letzten Tagen. So ganz verließ uns das Pech zwar noch nicht – eine Scheibe im Bus sprang, als die Tür an einem weiteren Hostelstopp aufgemacht wurde.
Doch der Mitarbeiter des Busunternehmens und der Busfahrer selbst lösten die Situation, indem sie von innen und außen die ganze Scheibe mit in 10.000 Teile gesprungenen Sicherheitsglas mit Klebeband abklebten. Dann konnte es endlich weitergehen.
Auf nach Hanoi. Zurück nach Hanoi. Vielleicht würden wir ja neben der Tollwutimpfung sogar Monas Handy wiederfinden. Wir würden nicht nein sagen. Naja, übertreiben wir es nicht, die Impfung würde uns erstmal reichen.
Das war es also mit Cat Ba. Eine wunderschöne Insel mit wunderschöner Umgebung auf der Insel (außer der Cat Ba Stadt selbst) und um der Insel. Leider wird sie nicht nur aufgrund ihrer Schönheit in unserer Erinnerung bleiben. Vietnam läuft doch immer wieder anders als geplant. Wir lieben es trotzdem. Noch. Viel darf aber auch nicht mehr kommen. Wie es weitergeht ist klar: Schutzimpfung gegen Tollwut. Danach wissen wir es selbst noch nicht so ganz. Die Pläne waren Ha Giang und Sapa. Ob das noch so klappt? Bleibt dran und erfahrt es. Noch leben wir.
Bis dahin,
M & P
Ein Gedanke zu “cat ba”