Tag 234: Eine andere Welt – die Wüste
Wir wachten pünklich zum Sonnenaufgang in unserer malerischen Bucht nahe des Cape Reinga auf.
Die Bucht hieß Tapotupotu Bay, was wir uns einfach nicht merken konnten, also belassen wir es einfach bei der Bucht nahe des Cape Reinga. Wir ließen uns – wie immer – Zeit für unser ausgedehntes Frühstück, bevor wir wieder aufbrachen. Der erste Weg führte uns die wenigen Kilometer zurück zum Cape Reinga. Hatten wir das Kap am Vorabend zwar noch vor dem Sonnenuntergang erreicht, wollten wir es aber heute, da es sowieso quasi auf dem Weg lag, noch einmal bei bestem Vormittagswetter sehen. So sahen wir noch einmal, wie die beiden Meere (Südpazifik und Tasmanische See) vor dem Kap aufeinanderstießen und die Wellen von rechts und von links ineinander brachen. Da die Sonne schien und nur wenig Wind ging, war dies im Großen und Ganzen aber weniger beeindruckend, wie wir es erhofft hatten. Interessant war es, schön war es auch, beeindruckend wurde es aber sicherlich erst bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang.
Als wir den beruhigenden Wellenverläufen lange genug zugesehen hatten, stiegen wir auch noch zum Leuchtturm hinab, der sein Licht in der Nacht bis zu 30 km weit erstrahlen lassen kann. Bei den dortigen Ortsschildern mitsamt Entfernungsangabe meinte Mona: „Krass, wir waren vor ein paar Wochen noch am Südpol. So weit weg.“ Uppsi, hatte sie doch eigentlich gar nicht den Südpol gemeint, sondern die südlichste Spitze Neuseelands. Aber das kann schon mal passieren wenn man so viel rumkommt.
Als wir das Cape Reinga verließen, fuhren wir zur Mündung des Te Puki Flusses einige Kilometer südlich. Hier türmten sich auf beiden Seiten der Mündung große Sanddünen auf, die man herunterboarden kann.
Auch ohne ein Sandboard kam man sich hier vor wie in einer anderen Welt. Mitten in der Wüste. Wir liefen ein gutes Stück weit querfeldein, bestiegen einige Dünen und fühlten uns wie Nomaden in der Sahara. Glücklicherweise nur nicht ganz so warm hier.
Auf dem Rückweg zu Inge machte Pumba alle möglichen Bewegungen, um bloß unnormale Fußabdrücke zu hinterlassen. Auch wenn es nicht politisch korrekt war, stellten wir fest, dass er sich wie ein „Behinnikinni“ aufführte. Mona hingegen fand Spuren eines „Rentiers“ im Sand. Was es genau war, können wir auch jetzt noch nicht sagen, ob ein Reh oder ein Schaf, aber lief heute bei Mona, zweiter Fauxpas in wenigen Stunden.
Auf dem Weg von den Sanddünen in Richtung Highway sahen wir noch freilaufende Schweine am Straßenrand.
Die nächsten Highway Kilometer waren von Truthähnen gesäumt, die auf dem Seitenstreifen nach allem Möglichen pickten. Der Highway sollte hier wohl in „Gubbel-Gubbel-Highway“ umgenannt werden. Oder in Bambus-Highway, denn nach den Truthähnen waren die Straßenränder dann von Bambushainen gesäumt. In so kurzer Zeit hatten wir also die Nordspitze Neuseelands, die Wüste der Sahara und asiatische Bambushaine gesehen. Inge wurde auf ihre letzten Tage mit uns wohl noch einmal rasend schnell.
Wir fuhren noch ein gutes Stück nach Süden, bis wir kurz vor der Abbiegung zur Westküste einen guten Freedom-Camping Spot für uns ausmachten. Dort genossen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einigen Hühnern, die dankbarerweise (für beide Seiten) unsere Bioabfälle vom Abendessen verzehrten. So blieben ihre Mägen voll und unsere Mülltüte leer. Naja, fast leer.
Als die Möhren geschält waren, konnten wir die Hühner nirgendwo mehr finden. Mona suchte den ganzen Boden um uns herum ab – vergebens. Dann fand sie die Hühner. Diese hatten sich wohl schon mit vollem Magen für die Nacht bereit gemacht – in einem Baum. Hühnerstange mal anders.
Tag 235: von dicken Bäumen und leuchtenden Würmern
Was dachten die Hühner wohl am Morgen, als sie uns dabei beobachteten, wie wir ein Ei nach dem anderen in die Pfanne schlugen, um ein gutes Frühstück vorzubereiten?
Wir hatten uns dazu entschieden, die Westseite des Nordens herunterzufahren, um noch durch den Waipoua Forest zu kommen. Dort stehen die meisten (und einige der größten) verbliebenen Kauri Bäume, die einst die Nordinsel Neuseelands prägten. So hieß unser erster Stopp auch „Tane Mahuta“ (Herr des Waldes), benannt nach dem Gott des Waldes der Maori. Der Tane Mahuta ist der größte noch bekannte Kauri Baum.
Er ist 51 Meter hoch und hat einen Umfang von 13,8 Meter. Dieser gewaltige Baum hat eine Holzmasse von 244,5 m³. Diese beeindruckenden Maße erreichte er in seinem ca. 2000 Jahre langen Leben.
Genau kann aktuell niemand sagen, wie alt der Tane Mahuta tatsächlich ist. Und ihn zu fällen, um die zahlreichen Ringe zu zählen würde der Sache wohl auch nicht gerecht werden. Mona kam zwar nicht an ihn heran, um ihn zu umarmen, weil er hinter einem Zaun steht, doch alleine hätte sie bei den Maßen auch ganz knapp keine Chance gehabt. Hier braucht man schon einige weitere Leute, um diesen Riesen des Waldes vollständig zu umarmen.
Nach einem kurzen Spaziergang stoppten wir Inge dann auch sogleich an der nächsten Attraktion des Waldes: „Te Matua Ngahere“ (Vater des Waldes) und die „Four Sisters“.
Erst sahen wir die Four Sisters, die aus 4 einzelnen Bäumen am Grund zu einem Baum verwachsen sind. Dann gingen wir weiter zum Te Matua Ngahere, der dem großen Tane Mahuta zwar in der Höhe mit „nur“ 30 Metern (und 205 m³ Holzmasse) nicht das Wasser reichen konnte, aber dafür mit 16,4 Metern einen noch größeren Durchmesser aufweisen konnte. Damit ist der Vater des Waldes der dickste, noch existierende Kauri Baum. Man verstand schnell, wie groß die Holzindustrie gewesen sein muss, als die Nordinsel noch voll von Kauri Bäumen war, selbst wenn nicht jeder der Bäume diese Maße einnehmen konnte. Auch die anderen „normalen“ Kauri Bäume waren um einiges dicker und größer als die Bäume des restlichen Waldes.
Den hohen Wert der Kauri Bäume wird einem, neben den unzähligen Hinweisschildern, vor allem am Eingang bzw. Ausgang.

Wir waren gegen 14:15 vor Ort, die Wertungsprüfung sollte wohl noch ca. 90 Minuten laufen. Wir schauten ein paar Autos zu, wie sie den von uns einsehbaren Abschnitt bestritten und wunderten uns mal wieder über die Zufälle, die eine Reise immer wieder mit sich bringt. Dann war plötzlich auch alles wieder schneller vorbei, als es angekündigt war und die Strecke wurde zügig wieder freigegeben. Jetzt konnte uns bis zur Höhle nichts mehr stoppen.
In der Höhle war es tatsächlich stockdunkel. Auf dem Weg durch die Höhle sahen wir mit unserer Lampe einige coole Felsgebilde aus Karststein sowie Stalagmiten und Stalagtiten (wenn man beides sieht, muss man nicht überlegen, welche von oben herab sind und welche von unten herauf. Aber Stalagtiten sind von oben herab). Wir waren nicht allein in der Höhle. Für Bilder mit Langzeitbelichtung, um die glühenden Würmchen am Besten aufs Bild zu brennen, waren das nicht die besten Voraussetzungen. Als wir ein Stück weit ins Dunkel der Höhle vorgedrungen waren, sahen wir auch wirklich viele Glühwürmer. Mit den zu Hause bekannten Glühwürmchen habe diese hier aber Nichts zu tun. So lange man sie sich nicht zu sehr aus nächster Nähe betrachtet, ist das Leuchten, das sie ausstrahlen, um Insekten und Fliegen anzulocken und zu fressen, wunderschön. Ein neuseeländischer Sternenhimmel – unter der Erde. Für die Fotos reichte es so jedoch nicht. Daher machten wir kehrt, nachdem wir genug der „Sterne unter Tage“ gesehen hatten. Erst einmal wollten wir unser Abendessen zubereiten. Es gab Bratwürstchen mit Kartoffeln und Salat. Kurz vor der Rückkehr nach Deutschland also auch mal etwas klassisch Deutsches. Überraschenderweise kamen während dem Kochen immer mehr Touris, um sich die Höhlen anzusehen. Von Feierabend war hier noch Nichts zu merken. Warum aber auch? Denn in den Höhlen war es ja stets gleich dunkel, egal wie es draußen vor der Höhle war.
Beim Essen überlegten wir, ob wir das Geld, das wir am Mittwoch vorzugsweise in Bar erhalten wollten, am besten in Neuseeland noch umtauschen würden oder erst in Deutschland. Wahrscheinlich würde es aber aufs Gleiche rauskommen.
Bei einem Glässchen Wein mussten wir dann abwägen, ob wir lieber noch am späteren Abend in die Höhle zurückkehren würden, oder es doch auf den nächsten Morgen verschieben sollten, bevor wir zurück nach Auckland aufbrachen. Während wir diese Frage zu beantworten versuchten, kniffelten wir wieder eine Runde. Als Mona einen Würfel vom Tisch geworfen hatte, nahm Pumba statt des Würfels einen Stein und gab ihn Mona in die Hand – mit Erfolg, denn sie dachte tatsächlich erst, in ihrer Hand würde ein Würfel liegen.
Als Pumba sich dann auch noch erdreistete, seinen ausgezeichneten Kniffeltag mit dem 6. Kniffel im 4. Spiel zu krönen, war es Mona schlicht zu viel. Sie zerriss ihr Blatt und ging lieber die Sterne betrachten, als sich weiter im Spiel deklassieren zu lassen. Es wurde ziemlich kalt, was uns veranlasste, den nächsten Höhlenbesuch lieber auf den nächsten Morgen zu schieben und uns mit einer Wärmflasche in Inge wieder aufzuwärmen.
Tag 236: Inges letzte Behandlung
Am Morgen dachten wir, dass wir mit 7 Uhr für die Höhle früh an gewesen wären – falsch gedacht. Wir waren überraschenderweise nicht die ersten in der Höhle, aber die beiden, die vor uns da waren, gingen noch ein gutes Stück tiefer in das Höhlensystem hinein, nachdem sie den Wasserlauf in ihren Wasserschuhen durchschritten hatten. So konnten wir zumindest das ein oder andere Bild mit Langzeitbelichtung schießen, bevor sich auch schon zügig die nächsten Frühaufsteher dazugesellten.
Wir gaben es auf, weitere Fotos zu schießen. Wir beobachteten stattdessen noch ein wenig den Sternenhimmel der Höhle, bevor wir zum Frühstück wieder herausstiegen.
Nach dem Frühstück hatten wir noch mehr als 2 Stunden Zeit, bevor wir nach Auckland fahren mussten, doch entschieden wir uns dazu, früher zu fahren, um den Mount Eden in Auckland zu besteigen. So hatten wir noch etwas zu tun, bevor Inge zur Behandlung ihrer Windschutzscheibe in die Werkstatt musste. Auf dem Weg zum Vulkan traten wir sogar noch einen kleinen Tiger an, der im Gebüsch lauerte. Der Mount Eden ist einer der vielen Vulkane, auf denen Auckland steht. Sein 50 Meter tiefer Krater ist für die Maoris heilig und darf daher nicht betreten werden. Doch auch außenherum bietet die Erhebung einen schönen Rundumblick über die größte Stadt Neuseelands.
Ein Viertel der Bevölkerung des Landes lebt hier. So kann man sich leicht vorstellen, warum die Südinsel im Vergleich so menschenleer ist.
Dann fuhren wir zu der scheinbar einzigen Werkstatt auf der Nordinsel, die uns noch vor dem Heimflug einen Termin für die Windschutzscheibe geben konnte. Wir hofften darauf, dass Inge als Bonus für den neuen Besitzer eine ganz neue Scheibe bekommen würde, auch wenn der Steinschlag außerhalb des Sichtfelds und recht klein war. Die Zeit, die wir warten sollten, verbrachten wir in einer nahen Mall, denn dort konnten wir direkt beim AA unsere Versicherung für Inge für den Tag unseres Abflugs kündigen. So kamen von der Versicherung noch einmal der Beitrag für 10 Monate auf unser Konto zurück. Ein netter Zeitvertreib, während Inge behandelt wurde. Kaum waren wir beim AA fertig, wurden wir auch schon angerufen, dass auch Inge fertig war. Leider gab es doch keine neue Windschutzscheibe. Der Steinschlag war wohl einfach zu klein gewesen. Im Endeffekt war es ja auch egal. Kostenlos war es für uns dank der Versicherung so oder so und stören würde es außerhalb des Sichtfeldes auch niemanden.
Wir hatten die letzten Tage lange überlegt, wo wir unsere letzten Tage und Abende verbringen wollten. Letztlich fiel die Wahl nun – recht spontan – auf eine Hafenbucht nördlich von Auckland, die wir vorher noch gar nicht auf dem Schirm gehabt hatten. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf die Skyline von Auckland.
Hier, in Gulf Harbour, würden wir noch einen schönen ruhigen Tag am Wasser verbringen können, ohne auch nur einen einzigen Kilometer auf Inges Tacho zu brennen. Darauf freuen wir uns sehr. Genauso sehr, wie letztlich den Abschluss in Auckland zu schaffen, unser Geld für Inge von Debby und Ludi zu erhalten und den Flieger in Richtung Heimat zu besteigen. Die Tage konnte selbst ein Reinhold Messner nun an den Zehen von nur einem Fuß abzählen. Der Countdown strebte klar gegen Null.
Bleibt dran, um den letzten Beitrag unserer Reise inklusive Heimkehr nicht zu verpassen. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
Bis dahin
M & P