Tag -1 oder: Wo finden wir Doc Brown?
Der Abflug hat für uns so richtig mit dem Tag vor dem eigentlichen Abflug begonnen. Wir hatten uns den Tag mit Terminen bei Familie und letzten Besorgungen sowie Autoverkauf so zugepackt, dass man nicht das Gefühl hatte, wir wären angehende Weltreisende, sondern CEO’s eines Weltunternehmens.
So wünschten wir uns früh am Vor-Abflugtag, der Tag solle mindestens 28 statt 24 Stunden andauern, damit wir alles erledigt bekämen, ohne auf das abendliche Bier mit Freunden auf der Kirmes im Nachbardorf verzichten zu müssen.
Wir eilten also durch den Tag und hoffen sehr, dass wir jeden Einzelnen durch unsere Anwesenheit erfreuen konnten, auch wenn wir bei jeder Station früher aufbrechen mussten, als wir das eigentlich wollten. Aber sonst hätten wir noch unseren Flug verpasst, denn wir könnten auch jetzt noch bei unseren Liebsten sitzen, weil es einfach schön daheim und bei Freunden ist. Ein gutes Gefühl!
Letztlich schafften wir es aber noch ein paar Stündchen zur Kirmes und konnten das ein oder andere Bierchen mit Freunden zischen, bevor es in eine kurze Nachtruhe überging.
Der Abflugtag begann ähnlich wie der Vor-Abflugtag. Zügig und leicht im Stress. Die Rucksäcke wurden noch einmal kontrolliert und fertig gepackt. Schließlich musste unsere Saubude der letzten Tage auch noch aufgeräumt werden, dass wir sie guten Gewissens einige Monate so hinterlassen können.
Mit dem Packen der Handgepäckrucksäcke erledigte sich zwar das gröbste Chaos von selbst, doch ein paar unwichtige Dinge, die man doch irgendwie als wichtig erachtet, mussten immernoch in einen Karton oder Schrank geräumt werden, statt über die Monate zuzustauben oder einfach den Weg in die wohlverdiente Mülltonne zu finden.
Egoismus einer Weltreise
Aber wie man es auch dreht und wendet, der Moment der Abfahrt rückte unaufhörlich näher. Irgendwie war das ein gutes Gefühl, irgendwie aber auch ein seltsames, teilweise auch irgendwie ein schlechtes Gefühl.
Es wurde emotional. Sehr emotional.
Es war regelrecht ein Gefühlschaos, was einen auch irgendwie überrumpelte. Die monatelange Vorfreude, die Planungen und Organisationen, das Interesse an unseren Reisezielen und die Spannung auf die kommenden Monate und dann das Verabschieden, die Tränen und die vielen Umarmungen mit ganz viel Liebe. Man freut sich auf die Reise, will daheim jedoch niemanden zurücklassen, v.a. jemanden der gerade ein Päckchen zu tragen hat und dem man beim Tragen helfen will, der gerade gesundheitlich angeschlagen ist und dem man Halt geben will, der immer für einen da war und man das Gefühl hat, jetzt nicht immer selbst da sein zu können. Zumindest nicht persönlich.
Ein Stück weit stellt sich in diesem Moment auch die Frage, ob das, was man vorhat und tut, das Richtige ist. Einfach weggehen, alles gefühlt für eine gewisse Zeit zurücklassen oder zumindest hinten anzustellen. Egoistisch zu agieren irgendwie. Aber auf der anderen Seite gibt es wohl nie den richtigen Moment alles stehen und liegen zu lassen, wenn man ein sozialer Mensch ist, dem seine Mitmenschen am Herzen liegen. Leider ist es wohl so, dass immer jemand Pakete trägt und immer jemand gesundheitlich angeschlagen ist. Daher gehört wohl zu so einer Entscheidung auch ein gewisser Egoismus dazu. Sorry dafür. Aber danke, dass wir trotzdem so viel Liebe erfahren.

Man kann sich auf diese Situationen auch nicht vorbereiten oder diese planen, v.a. wenn man wie wir noch nie so lange unterwegs war. Wir beide waren natürlich schon die letzten 5-6 Jahre immer wieder ein Stück weit von der schönen Eifel entfernt, doch jetzt erschweren die paar tausend Kilometer den Gedanken daran, seinen Liebsten Menschen nah zu sein und für sie da zu sein. Zum Glück kann man in der heutigen Zeit die weite Entfernung etwas reduzieren (Danke Skype, Whatsapp & Co.), doch ist es wohl doch etwas Anderes, wirklich da zu sein.
Aber mal sehen, wir sind weg und wollen auch weg sein, wollen aber zugleich für unsere Liebsten da sein. Spagat üben also. Beweglichkeit, Dehnen, usw. Gut, dass wir einen Sportstudenten dabei haben, der wird wohl wissen, wie man einen Spagat lehrt und lernt.
Achja, der Beitrag läuft unter „abflug“. Hier also noch ein paar Eindrücke vom Flug an sich, ganz lehrerhaft in Schulnoten.
Zeugnis eines Fluges nach BKK
Timing: 3+ (Abflug 2 Std. verspätet, aber dies immerhin schon trölf Stunden vorher kommuniziert per SMS und E-Mail)
Start: 1- (uuuuuuiiiiiii. Und dann sogar noch schön den Kölner Dom umflogen)
Service: 2- (eigentlich immer da und nett, viel Wasser, aber keine Decken in kalter Nacht. Schließlich -49° C hier laut Anzeige)
Essen: 4- (orientieren wir uns am Wort „ausreichend“; eine Empfehlung bei TripAdvisor würden wir hier aber nicht geben. Die Note 1 verdient aber die Pizza, die wir von Zuhause mitgebracht haben – ein Träumchen)
Travelbuddy: 1* (Mona ist so froh nicht alleine unterwegs zu sein, sondern den besten und wundervollsten Menschen an ihrer Seite zu haben, danke. Und Pumba freut sich auch)
Sitzpätze: 1- (positiv: zweier Sitz mit süßem Fenster sowie größte Beinfreiheit des ganzen Fliegers #notausgang; negativ: scheinbar haben zu viele Passagiere im Hang gebaut, sodass die Toilettentür zu Hause wohl von selbst immer zufällt)
Sauberkeit: 2 (Eurowings macht einen sauberen und hygienischen Eindruck, die Stewardessen & Stewards laufen ständig herum, um alles sauber zu halten. Pumba hingegen hat leider mit einer Erkältung zu kämpfen, wozu er eher eine 3- darstellt. Seine Nase-Putz-Attacken und Niesanfälle haben sein erstes Oberteil bereits ruiniert. Mona kämpft mit Kotzreiz…baahh, ekelhaft! – das fängt ja schon gut an)
Entertainment: 1+ (Board-Entertainment-Programm mit einem Zehner zwar zu teuer für uns Low-Budget-Backpacker, aber Pumba hat den Alltime-Highscore in dem einzigen kostenlosen Spiel im Bordcomputer erspielt, also alles mega. Fehlt noch der Sektempfang in Bangkok, aber dafür gab es schon einmal Tomatensaft mit Salz und Pfeffer gratis)
Zeitvertreib: 2 (Zeit fliegt schnell genug, aber macht auch schon Spaß Mona in Phase 10 zu deklassieren. Sie würde hier also vielleicht eher eine 5- geben wollen #verlierengegenpumbaistscheiße. Und dann wurde schließlich noch dieser überaus lange Blogeintrag geschrieben, schön das ihr ihn lest)
Landung: 2+ (kkkrrrrdopp. Fertig. Hallo Bangkok, wir sind zurück)
Wie schön zu wissen, dass ihr einen insgesamt guten ersten Flug hattet und somit heil angekommen seid. Ihr habt einen wunderschönen Text hier verfasst.
Aber jetzt weg mit dem schlechten Gewissen, egal wieviele Kilometer dazwischen liegen, wissen alle „Päckchenträger“ hier zu Hause, dass ihr trotzdem erreichbar und immer da seid! Jetzt habt einfach ganz viel Spaß dabei, EUER Päckchen durch die Welt zu tragen. 🙂 Enjoy Bangkok!
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Danke 😉
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Hallo Ihr Lieben!
Ich bin soooooooooo eine stolze Mutter und Schwiegermutter!
Ihr Beiden seid stark, mutig und mega selbständig!
Ich bewundere eure Entscheidung zu dieser Reise. Eine große Reise voller neuer Erfahrungen! Erfahrungen, die euch auf eurem weiteren gemeinsamen Lebensweg stärken werden. Toleranz, Akzeptanz und Respekt gegenüber anderen Ländern und Kulturen, sowie Wissbegierde sind Grundpfeiler eurer Charaktere. Ihr macht uns alle sehr stolz!
Und die Päckchenträger müsst ihr „loslassen“ können. Das ist kein Egoismus, das ist Leben! Ihr müsst eure Rucksäcke ja jetzt auch alleine tragen 🙂 . Dabei können wir euch auch nicht helfen. Aber, in Gedanken sind wir immer bei euch und senden euch Kraft für eure Unternehmungen.
Abschiede zwischen Liebenden sind immer sehr emotional. Aber unsere Liebe ist stark genug, die nächsten Monate zu überstehen und noch weiter zu wachsen!
In Liebe und im Vertrauen auf Gott.
Geh mit Gottes Segen.
Er halte schützend seine Hand über dir,
bewahre deine Gesundheit und dein Leben
und öffne dir Augen und Ohren
für die Wunder der Welt.
Er schenke dir Zeit,
zu verweilen, wo es deiner Seele bekommt.
Er schenke dir Muße,
zu schauen, was deinen Augen wohltut.
Er schenke dir Brücken,
wo der Weg zu enden scheint
und Menschen,
die dir in Frieden Herberge gewähren.
Der Herr segne,
die dich begleiten und dir begegnen.
Er halte Streit und Übles fern von dir.
Er mache dein Herz froh, deinen Blick weit
und deine Füße stark.
Der Herr bewahre dich und uns
und schenke uns
ein glückliches Wiedersehen.
(Gerhard Engelsberger)
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Danke 🙂 unsere Rucksäcke sind nicht schwerer, als wir es schaffen 😉
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