mrauk u

Tag 67

In Mrauk U angekommen, liefen wir mal wieder zu Fuß vom Bus zum Hotel, was hier aufgrund des kleinen Städtchens unproblematisch war. Unser Hotel in Mrauk U war vom Standard her schon etwas höheres als das, was wir zuletzt gewohnt waren. Dafür hatte es aber auch einen entsprechenden Preis. Dies war in Mrauk U aber unumgänglich. Die wenigen Unterkünfte, die es hier gab, waren schon recht teuer. Bei den billigeren Unterkünften stand stets die Angabe „Burmese only“ dabei, wir durften diese also nicht belegen. Die Deutsche aus dem Bus erzählte uns jedoch, dass das entsprechende Gesetz wohl im September 2018 gekippt worden sei, wir also grundsätzlich auch dort jetzt übernachten dürften. Sei es drum, wir waren zufrieden.
Wir starteten standesgemäß: Mona hielt ein Nickerchen, Pumba recherchierte Viewpoints für Sonnenauf- und -untergänge. Mittlerweile hatten wir Monas Missgeschick mit den liegengelassenen SD-Karten geklärt, sodass das spanische Pärchen, welches wir am letzten Tag in Bagan getroffen hatten, unsere Karten mit zum Inle See nehmen würden. Hier könnten wir sie dann in einigen Tagen an der Rezeption ihres dortigen Hotels abholen. Auch das „Ever Sky“ Büro hatte uns angeboten, die Karten mit dem nächsten Bus nach Mrauk U zu schicken. Wäre fast noch toller gewesen, aber wir hatten den Spaniern schon zugesagt und waren einfach froh über die Hilfe und darüber, dass die Karten noch da waren. Weniger cool war Pumbas Nase, die wieder ständig lief und Niesattacke um Niesattacke hervorrief. Ob es sich hierbei wieder um etwas Allergisches oder die Nachwirkungen der nächtlichen Busklimaanlage handelte, konnten wir nicht sagen.
Am späten Nachmittag brachen wir dann auf, um noch den ein oder anderen Tempel in Mrauk U zu sehen.

Das coole in Mrauk U ist, dass die Tempel inmitten der Stadt sind und nicht wie in Bagan ein eigenes Areal darstellen. So waren wir schnell bei dem ein oder anderen Tempel, die beeindruckend wirkten, teilweise aber auch den Eindruck von mächtigen Bunkeranlagen hervorriefen.psx_20181120_092948-13292131760683146049.jpg Wir besuchten den Shitthaung Tempel, den Htukkantthein Tempel, den Andaw Thein und die Ratanabon Pagode, wo wir kleine Mönch-Jungs beim herumblödeln erwischten. psx_20181120_0951063995966938869045775.jpgSchließlich wollten wir zum Sonnenuntergang zu einem von Pumbas Spots aufbrechen, trafen jedoch auf dem Weg noch auf ein italienisches Paar und einen Local, der sich als Guide entpuppte. Sie sprachen gerade über eine Bootstour zu den Chin-Dörfern nördlich von Mrauk U und suchten mit uns noch nach Mitfahrern, um sich die Kosten zu teilen. Schnell waren erste Eckpunkte festgehalten, Kontaktdaten mit dem Guide namens Myint Zaw ausgetauscht und der Plan stand. Für 20 US $ pro Person hatten wir den Tagestrip festgemacht, im Hotel hätte er 32,50 US $ gekostet. Zusätzlich bot Myint Zaw uns auch im Gegensatz zu anderen Touren an, Lunchboxen für alle vorzubereiten – ein Argument, mit dem er uns natürlich direkt gecatcht hatte und wir nicht nur darüber nachdachten, sondern zusagten.
Nun ging es aber wirklich zum Sunset Viewpoint namens „Discovery Viewpoint“.

Hier war eine Gebühr von 500 MMK [ca. 0,27 €] Eintritt pro Person zu entrichten, was den Blick über Mrauk U aber definitiv wert war – abgesehen von den mehr als zahlreichen Moskitos hier überall.


Der Hunger hatte uns aber nun wirklich gepackt, hatten wir ja auch noch nichts gegessen. Pumba hatte zwar am frühen Morgen bei der Zahnputzpause auf der Busfahrt etwas Reis mit einem Ei gegessen, Monas letzte Mahlzeit war aber schon über 24 Stunden her. Vielleicht auch ein Grund für ihre heutige Niedergeschlagenheit. Im Happy Garden gab es für Pumba dann auch eine reiche Kost mit einer riesigen Schüssel wirklich leckerer Chop Suey (Chinesische Suppe) und einem vegetarischen Curry (die Suppe hätte locker gereicht, hätte er vorher die Portionsgröße gewusst) und einer Portion Pommes für Mona.20181117_1827332986464946578982734.jpg Selbst bei dieser kleinen Portion hatte sie zu kämpfen, es ging ihr wirklich nicht gut in den letzten Tagen. Es ging daher zügig zurück zum Hotel, wo wir für den nächsten Tag schon einmal Räder reservierten, um – falls Mona fitter wäre – eine Sonnenaufgangstour machen zu können. Nach der wohlverdienten Dusche wollten wir eigentlich noch eine Folge schauen, doch Pumba schlief direkt ein, sodass wir einsahen, dass wir für alles zu platt waren und einfach schlafen sollten. Der Wecker stand ja schließlich auch schon für 4:30 Uhr.

Tag 68

Als der Wecker klingelte, war uns schnell bewusst, dass wir nicht aufstehen würden. Wir entschieden uns dann doch für eine Pause und gegen das Aufstehen – die letzten Tage in Bagan waren recht anstrengend gewesen und die holprige Busfahrt merkten wir einfach in jeder Körperzelle. Einige Stunden später, als wir dann wirklich aufstanden, ging es Mona zwar noch immer nicht besser, aber irgendwann mussten wir halt in den Tag starten. Das Frühstück in unserer teureren Bleibe war auch mal von Vielfalt geprägt, schließlich gab es ein Buffet. Am besten war das selbst gemachte Bananenbrot, von dem wir nicht genug bekommen konnten, doch auch die anderen Dinge boten eine gern angenommene Abwechslung zu „Toast with Jam“. So konnte Mona auch freudig in den Tag starten.
Mit unseren geliehenen Rädern ging es dann durch die Stadt und zu ein paar Tempeln in der Umgebung von Mrauk U.

Wir besuchten den Shwe Gu Taung Tempel und den Sakya Manaung, bevor wir die Stadt verließen, um zum wohl größten Tempel zu radeln, dem Koe Thaung Tempel.

Vom Stil her waren alle viel größer und hatten tatsächlich diesen Bunkerflair, den es in Bagan so nicht gab.

Das Baumaterial war hier auch eher dunkel als rötlich, insgesamt einfach etwas Anderes. Die Art und Weise der hiesigen Tempel gefiel uns aber auch sehr. Sie wirkten mit ihrem Grün von Moos und Verwitterung teilweise von der Natur zurückerobert und weniger trocken und staubig wie in Bagan. Die Landschaft rund um Mrauk U war auch wirklich idyllisch mit den zahlreichen Hügeln und kleinen Bergen.


Auf dem Rückweg zur Stadt hielten wir mit den Fahrrädern noch am Pisi Taung an, was eher eine Ruine war und an einem Platz, wo im Schatten der Bäume scheinbar ein kleines Chinlone (oder Caneball) Turnier ausgespielt wurde. Klassischer Sonntag. Wie zu Hause. Man trifft sich zum Fußball spielen. Nur, dass das hier eher Fußball-Tennis ähnelt und mit den steifen Gliedern des heimischen Amateurfußballs wenig gemein hat. Einfach krass, wie athletisch und vor allem beweglich die Jungs hier drauf sind. Chinlone ist so etwas wie der Nationalsport Myanmars. Überall sahen wir Netze, die zum Spiel 3 gegen 3 genutzt wurden. Hier sahen wir aber nun das erste Mal eine große Zuschauerrunde, die die flexiblen Aktionen bejubelte und stark heraus gespielte Punkte ebenso feierte, wie über Fehler der Sportler lachte.

Pumba konnte sich gar nicht satt sehen, doch wir fuhren dann trotzdem irgendwann weiter und zurück zum Hotel. Monas Gliederschmerzen, die zur Niedergeschlagenheit und zum Kopfschmerz hinzukamen, wurden durch eine Massage von Pumba zu mildern versucht, doch letztlich war jede Berührung zu viel.
Trotzdem fuhren wir noch einmal mit unseren Rädern zum Sonnenuntergang los. Wir fanden wieder einmal ein wirklich schönes Plätzchen nur für uns.

Wir genossen die Minuten der Ruhe. Mona traute sich nach langer Zeit sogar wieder, ein wenig mit der Drohne zu fliegen.

Schließlich gab es Abendessen im Hotel, bei welchem wir die Italiener für die Tour zu den Chin Dörfern wieder trafen, hatten sie doch das selbe Hotel gebucht wie wir. Mit ihnen verabredeten wir uns in Rücksprache mit dem Guide dazu, die morgige Tour 20 Minuten später zu beginnen. Da wir unseren Sonnenaufgangstrek verschoben hatten und dann eben noch mehr Zeit zum Frühstück zwischen dem Sonnenaufgang und der Bootstour hätten. Alles kein Problem. Treffpunkt also morgen früh, 8:20 Uhr. Im Zimmer checkte Mona dann auch mal ihre Körpertemperatur, wobei sie leider feststellen musste, dass sie fiebrig war. Wir überlegten kurz, die morgige Tour abzusagen, doch Mona entschied sich dazu ihre Symptome mit Tabletten zu bekämpfen und die Tour durchzuziehen. Zum Sonnenaufgang müsste Pumba aber wahrscheinlich alleine los.

Tag 69

So kam es dann auch. Mona blieb lieber noch etwas länger im Bett und versuchte ihr Fieber auszuschlafen. Pumba zog gegen 4:50 alleine los, um mit dem Fahrrad zum Sonnenaufgang zu gelangen. Der Sonnenaufgangspunkt Nummer 1 in Mrauk U soll der Hügel sein, auf dem die Shwethaung Pagode steht, also war dies Pumbas Ziel. Das bedeutete, mit der Stirnlampe auf dem Kopf einmal quer durch die Stadt nach Süden radeln und schließlich eine halbe Stunde durch Wald und Busch den Hügel hinauf wandern. Aus der halben Stunde wurde etwas mehr, kam Pumba in der Dunkelheit doch erst vom richtigen Weg ab, bis er sich völlig im Gebüsch wiederfand und im Lichtschein seiner Stirnlampe nichts als Fliegetiere und Moskitos erblickte, die er aus dem Geäst geschüttelt hatte. Nein danke, hier konnte es so nicht weitergehen. 20181119_0719583016183820970900910.jpgEin paar Meter Weg zurück, ein paar Meter querfeldein klettern und schon war man auf einem Pfad, der laut Maps.me besser geeignet wäre. Dieser Pfad war dann auch der richtige Pfad, der in Form von mehr oder weniger geeigneten Treppenstufen bis hoch zur Pagode führte. Trotz des falschen Weges war Pumba immernoch in tiefster Dunkelheit oben angekommen und hatte noch genug Zeit ein paar Sterne zu beobachten, bevor die Morgendämmerung einsetzte. Nach 20 Minuten alleine sein, bekam er Gesellschaft von einem Thailänder. Kurz bevor die Sonne aufging kam noch ein Holländer hinzu. Zu dritt unterhielten wir uns, während wir die aufgehende Sonne über den von Nebel bedeckten Tälern rund um Mrauk U bewunderten.

Der Ausblick war das frühe Aufstehen vollends wert gewesen. Als die beiden anderen schon wieder ins Tal hinabstiegen, flog Pumba noch einige Minuten mit Drohnie, bevor er ihnen folgte.

Der Pfad nach unten war erstaunlich klar zu erkennen und wirklich einfach zu begehen, wenn man ihn denn mal bei Tageslicht betrachtete und nicht nur vage Beschreibungen in diversen Blogs gelesen hatte.


Auf dem Weg zum Hotel stoppte Pumba noch schnell an einem Verkauf für Bustickets. Dort sicherte er uns für den nächsten Morgen die Weiterfahrt nach Meiktila, von wo aus es dann über Kalaw und eine zweitägige Wanderung zum Inle See gehen sollte. Hier traf Pumba noch einen skurrilen Local, der ihm seine Adresse notierte, falls Pumba ihn mal besuchen wollte oder ihm eine Postkarte schicken wollte. Pumba und Mona trafen sich beim Frühstück, wo auch die beiden Italiener nun ihre Grundlage für unseren gemeinsamen Ausflug zu den Chin Dörfern zu sich nahmen.
Als Myint Zaw dann mit einem für uns reservierten Tuk Tuk ankam, ging es los. Erst fuhren wir zum Markt, wo wir Kekse für die Kinder in den Dörfern kauften, die wir besuchen würden. Mit diesen im Gepäck ging es nun ca. 20 Minuten nach Osten zum Fluss und der Bootsanlegestelle. In unseren ersten Gesprächen mit Myint Zaw versuchten wir auch, ein paar Informationen über die Situation in und um Mrauk U bezüglich der Vertreibung der Rohingya und der Zerstörung von deren Dörfern zu erhalten. Schnell kristallisierte sich heraus, dass es noch immer ein heikles Thema war, er uns auf der einen Seite zwar zu antworten versuchte, auf der anderen Seite aber für eine ausreichende Antwort keine Zeit und kein Platz war. Wir hatten das Gefühl, dass es ihm neben dem Umfang des Themas auch unangenehm war, darüber zu sprechen, was die Militärregierung hier getan hatte, weshalb wir auch nicht viel weiter nachbohren wollten. Er zeigte uns jedoch auch Dörfer auf der anderen Flussseite, die wohl noch immer von Muslimen bewohnt waren und mit denen weiterhin auch in einigen Gewerben Hand in Hand gearbeitet werden würde. Auch für ihn selbst schien dieses Thema nicht eindeutig bewertbar zu sein. Auf der einen Seite drückte er eine gewisse Angst aus, dass einige Muslime versuchen würden, hier einen eigenen Staat nach islamischen Recht aufzubauen, auf der anderen Seite habe er aber nichts gegen den Großteil der muslimischen Bevölkerung und hätte Zeit seines Lebens gut neben ihnen leben können. Hinzu kam, dass er selbst unter den Folgen der Militäraktion zu kämpfen habe, da er selbst seine Einkünfte durch Tourismus erziele und die Touristenzahlen aufgrund der Konflikte sehr stark gesunken wären. Wo er vorher in der Hauptsaison für die Nebensaison mitverdient hatte und dort dann von den Ersparnissen lebte, konnte er jetzt aufgrund der kleinen Besucherzahlen in der Region selbst in der Hauptsaison nicht viel Lohn erwarten. Ähnlich wie ihm würde es vielen gehen, ob Guides, Busunternehmen, Hotels, Restaurants oder Markthändlern. Dies zeigte uns auch, dass es trotz der Konflikte richtig war, Mrauk U zu besuchen. Die Menschen hier sind nicht verantwortlich für die Schandtaten des Militärs, leiden aber direkt darunter, da ihnen das Geld der Touristen fehlt und ausbleibt, worauf viele für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind. Schwieriges Thema und nicht einfach, in ein paar Sätzen hier zu berichten, aber auch zu wichtig, um keine Worte darüber zu verlieren.
Wir stiegen schließlich in ein überdachtes Longboat und die Fahrt nach Norden begann.

Glücklicherweise hatten wir ein Dach über dem Kopf, denn die Sonne strahlte heute mal wieder von ihrer besten Seite. Die Fahrt bis zum ersten Chin Dorf dauerte ca. 2 Stunden. Währenddessen wurde Myint Zaw nicht müde, uns mit Informationen zu versorgen und versuchte, all unsere Fragen zu beantworten. Unterwegs passierten wir viele Fischer und Bambusfloße, Erdnussfelder und kleine Rakhine-Dörfer.

Die Fahrt war wirklich idyllisch und einfach angenehm. Der ruhige Fluss bot die angenehmste Fahrt, die wir bisher in Myanmar erleben durften. So wünschten wir uns ab jetzt alle Fahrten. Aber auf den Straßen hier war dies wohl kaum möglich.
Als wir die Chin Dörfer erreichten, passierten wir die ersten Dörfer und fuhren laut Guide als erstes das Dorf Nummer 5 an. Dies hatte als Grund, dass wir dann andere Gruppen umgehen konnten, die vorne beginnen würden und als erste Besucher dort waren. Klang nach einer sinnvollen Idee. Dorf Nummer 5 sollte das meist angefahrene Chin Dorf sein, gab es hier schließlich noch die meisten der im Gesicht tätowierten Frauen, die der Hauptgrund solcher Touren für Besucher waren.

Als wir dort ankamen und die Frauen trafen, die gemeinsam im Schatten eines Hauses Schals webten, fühlten wir uns (und auch die beiden Italiener) hier aber schnell unwohl. Der Guide empfahl uns nicht nur hier und dort Fotos zu schießen, sondern platzierte die Frauen teilweise regelrecht, um sie in besseres Licht zu rücken und uns schönere Perspektiven zu ermöglichen. Wir verdeutlichten ihm schnell, dass das nicht das war, was wir wollten.


Hier muss man sagen, dass eine solche Tour wie unsere heutige kritisch betrachtet werden darf. Auf der einen Seite ähnelt es ein bisschen einer menschlichen Safari oder einem menschlichen Zoo, wenn wir als Besucher zu den Dörfern kommen, um dann die wenig verbliebenen tätowierten Frauen zu treffen und ihnen unsere Kameras ins Gesicht zu halten. Ethisch wohl mehr als eine Gratwanderung. Auf der anderen Seite kann man aber auch dagegen halten, dass die Frauen wohl noch nie so gut verdient haben in ihren abgeschiedenen Dörfern, sei es durch Verkäufe ihrer Schals an Besucher oder durch Spenden, mit denen man sich ausgedehntere Fotoshootings sozusagen erkaufen kann (auch wenn sich hier wiederum die Frage stellen lässt, ob sie das Geld wirklich brauchen). Eine ausführliche Diskussion über Pros und Contras würde hier den Rahmen sprengen, es gibt zu viel darüber zu sagen.
Wir empfanden die Situation wie gesagt eher unangenehm. Mit der ein oder anderen Chin Frau kamen wir dann aber etwas mehr ins Gespräch, weshalb wir mit ihnen dann doch ein paar Fotos machten, als mit anderen.

Grundsätzlich interessierte uns aber mehr der Hintergrund der Tätowierungen oder die Art der Lebensführung in den abgeschiedenen Dörfern. Zum Hintergrund ist zu sagen, dass es ein Brauch war, den man eben mitmachte. Viele der Frauen konnten uns nicht mehr erklären, warum sie die Tortur im Alter von 9 oder 10 Jahren über sich ergehen ließen. Es gehörte gewissermaßen einfach dazu. Die älteren Frauen im Stamm hatten es auch und man empfand es daher gewissermaßen auch als schön. Hinzu kam, dass sich die einzelnen Stämme durch verschiedene Muster so voneinander abgrenzen konnten. Im Lonely Planet wird als Grund angegeben, dass die Frauen sich so vor plündernden Königen schützten, was uns so jedoch keine der Frauen als Antwort gab. Da die Tradition aber ein Ende nimmt und sich heutzutage niemand mehr das Gesicht mit 9 oder 10 Jahren tätowieren will oder gar darf, sind nur noch einige Frauen höheren Alters mit Tätowierungen im Gesicht vertreten. Die jüngste der Frauen, die wir trafen war knapp über 60 Jahre alt, die Älteste war 101 Jahre alt.


Neben Informationen darüber, wie sie Strom und Wasser erhielten, wo sie badeten und wie sie mit ihren Nutztieren auf engstem Raum leben würden, bestand unser Tageshighlight eindeutig darin, die Kinder mit den mitgebrachten Cookies zu beschenken und die zahlreichen freudigen Augen zu sehen. Auch dies darf natürlich auch kritisch gesehen werden, wenn man bedenkt, dass viele Kinder uns auch schon nach der Ankunft belagerten, da sie wussten, was wir für sie in petto hatten.


Wir fuhren weiter zu Dorf Nummer 7, wo wir erst einmal beim Dorfrundgang eine Schule besuchten, wo die Kinder aber gerade Mittagspause hatten und herumtobten.

Auch wir hatten soeben auf dem Teilstück auf dem Fluss unseren Mittagssnack verputzt. Wirklich sehr lecker, was Myint Zaw uns vorbereitet hatte.

Da Myint Zaw nun wusste, dass wir nicht auf Menschensafari aus waren, war der Besuch bei den Frauen dieses Dorfes schon weniger unangenehm.

Die weiteren Stationen unseres Tages waren dann ähnlich. Wir hielten an ein paar Dörfern und besuchten diese unter neugierigen Augen der Kinder und Erwachsenen mit unserem Guide.psx_20181125_2221532918855442042092058.jpg Auch hier konnten wir neben den tattowierten Frauen die athletischen Fähigkeiten der Burmesen beim Caneball bestaunen.

Leider hatten wir beim vermeintlich letzten Stopp die Cookies im Boot vergessen, sodass wir einen weiteren außerplanmäßigen Stopp machten, um in einem weiteren kleinen Dorf den Rest der Cookies zu verteilen.


Im Endeffekt hatten wir einen coolen Tag auf dem Fluss und den daran liegenden Dörfern, wenn man von den anfänglichen unangenehmen Situationen absieht. Die Tour hätte jedoch auch einige Minuten kürzer sein dürfen. Als wir Mrauk U wieder erreichten, war es zwar noch hell, die Sonne jedoch gerade hinter einem der Hügel verschwunden. Wir dankten Myint Zaw für den Tag. Er wiederum wurde nicht müde uns zu danken, dass wir trotz der vielen kritischen Berichte seine Region besuchten und hoffte, dass sich die Situation in jeglicher Hinsicht wieder bessern würde.


Nachdem wir im Zimmer etwas zur Ruhe gekommen waren, fiel Mona schließlich auf, dass ihre Mandeln eitrig entzündet waren und somit eine Erklärung für die Niedergeschlagenheit der letzten Tage gefunden war. So war unsere zuletzt gehegte Angst bezüglich Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber oder Malaria zwar erst einmal besiegt, doch eine eitrige Mandelentzündung war auch nicht wirklich das, was man in Mrauk U durchmachen will. Hier gab es zwar laut Lonely Planet einen englisch sprechenden Arzt, doch die Mitarbeiter der Hotelrezeption wussten auch nicht genau, wo dieser seine Praxis haben würde. Beide Quellen sagten grob beim Markt. Es war schon 21:00 Uhr, sodass wir davon ausgingen, dass er geschlossen hatte, was nach unserem Marsch dorthin auch bestätigt wurde. Die Aussagen, wann er öffnen würde, gingen auch bei jedem, den wir in der Umgebung fragten auseinander. 7 Uhr morgens oder doch nur ab 16 Uhr nachmittags? Wir wussten es nicht, sollten aber für 8 Uhr morgens am Bus sein, um unsere 12 stündige Fahrt nach Meiktila anzutreten. Auf dem Rückweg zum Hotel schnappten wir noch ein bisschen Fingerfood an einem Streetfood Stand.


Mona versuchte sich mit Ibuprofen über Wasser zu halten, sah der Plan doch aktuell leider so aus, erst am nächsten Abend in Meiktila in ein Krankenhaus gehen zu können.
Würde Mona ihre eitrige Mandelentzündung überstehen und den langen Tag der Fahrt nach Meiktila verkraften? Würde es dort Hilfe geben, die es hier nicht gab? Würde Pumba in der kommenden Busfahrt den Schanzenrekord von Mrauk U als Skispringer brechen? Fragen, die uns beim Einschlafen in unterschiedlicher Priorität durch den Kopf gingen. Antworten dazu erlangt ihr nur, wenn ihr uns treu bleibt und auch den nächsten Blogbeitrag verfolgt.

Bis dahin,
M & P

Noch eine kurze Anmerkung zu den kritischen Themen rund um Mrauk U:
Die kritischen Themen wie die Vertreibung der Rohingyas und die Menschensafari zu den Chin Dörfern sind zu umfangreich, um hier im Tagebuch ausreichend zu thematisieren. Vielleicht werden wir sie in anderer Form irgendwann und irgendwo näher betrachten. Bis dahin sind wir aber auch für jede Diskussion, Anmerkung oder Anregung diesbezüglich offen und gerne bereit unsere Eindrücke und Informationen zu teilen und durch andere Eindrücke und Informationen zu erweitern. Schreibt uns einfach, wenn ihr Fragen oder Anmerkungen habt. Wir freuen uns immer über jegliche Anregung und Diskussion.

4 Gedanken zu “mrauk u

  1. Gott sei Dank geht es Mona zwischenzeitlich wieder besser ❤
    Dieser Eintrag übertrifft wieder einmal alles!
    Soviele ausgesprochen super getroffene Bilder und Worte!
    Macht weiter so und genießt eure Eindrücke und Erfahrungen!
    ❤ ❤

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