phnom penh

Tag 127: Visa für Vietnam

Wir hingen im Stau. Kurz vor Phnom Penh ging gar nichts mehr. 20190118_135037.jpgDie Lüftung im Bus stand genauso still wie der Verkehr. Wir schwitzten uns kaputt. Und fühlten uns verkatert. Irgendwann erreichten wir aber die Innenstadt, von wo wir zu Fuß zügig an unserem Hostel angekommen waren. Wir warfen nur kurz unser Gepäck ins Zimmer und machten uns dann auf den Weg zur vietnamesischen Botschaft. Visa beantragen. 45 Minuten Fußmarsch später hatten wir unser Ziel erreicht. Die Antragstellung verlief problemlos, das Visa würde in 48 Stunden zur Abholung bereitliegen. Wir fanden uns nebenan in einem Café ein, um unser tägliches Käffchen zu trinken. img_20190213_104620_9136055375338209372704.jpgNachdem wir hier ein Stündchen verbracht hatten und aufgrund vom Hunger weitergingen, zog es uns ins Vibe Café, wo wir uns eine Buddha Bowl (genauer: Ritual Bowl) bestellten. Kaum war diese zusammen mit einer Flasche Kombucha bestellt, fiel uns auf, dass wir unseren Beutel in dem anderen Café liegen gelassen hatten. Mist. Darin war das Tablet und die Box mit all unseren SD Karten. Also lief Pumba, der schon lange keinen Tempolauf mehr gemacht hatte, schnell zurück zum Café, wo sie unseren Beutel sicher hinter der Theke verwahrt hatten. Noch einmal Glück gehabt. Als er zurück zu Mona kam, waren die Bowls gerade aufgetischt worden. Mona war genauso erleichtert über den wiedergefundenen Beutel wie Pumba am Morgen nach dem Aufwachen in Kampot, als er merkte, dass es nicht nur ihm komisch ging. Es schmeckte wirklich toll. Danach spielten wir noch einige Runden Catan und Quixx, bevor wir uns aus Faulheit auch einmal ein Tuk Tuk (Remork) zum Hostel gönnten. Dort chillten wir noch eine Weile im Aufenthaltsbereich, bevor es spät wurde und wir ins Bett fielen.

Tag 128: Es wird nicht regnen. Oder?

Den Vormittag über chillten wir und ließen es ruhig angehen. Wir lasen uns etwas über Vietnam ein, bevor wir dann doch irgendwann lostigerten. Erster Anlaufpunkt war der Central Market. Hier erhofften wir uns eigentlich etwas zu essen, doch es sah recht mau aus. Also blieben wir auch nicht lange und zogen weiter zu einem Araber. Nach dem Mittagessen stoppten wir kurz an der Post, wo wir vor einigen Tagen schon einmal gewesen waren, als wir in Phnom Penh festhingen, um noch weitere Postkarten einzuwerfen. Bei manchen Empfängern wird es so langsam schwierig, die Karten und die Nachrichten darauf in ihrer nichtssagenden Bedeutung noch zu verbessern. Wir buchten uns den Busshuttle nach Saigon (Ho Chi Minh City) mit dem Mekong Express und schlenderten ein wenig an der Promenade und der Riverside entlang. Um 16 Uhr wollte Mona dann schon skypen, obwohl ihr Skype Date erst für 16 Uhr deutscher Zeit vereinbart war. Wir hatten also noch genug Zeit. Diese nutzten wir mal wieder für unser Käffchen.

Im „Daughters of Cambodia“ fanden wir eine nette Umgebung und einen guten Kaffee. Hier bekommen junge Frauen, die aus schwierigen Verhältnissen stammen, wo sie misshandelt und teilweise sexuell missbraucht wurden, eine Chance in der Arbeitswelt. Bei einer Runde Phase 10 schaffte Pumba es, Mona völlig bei einem Zug zu verwirren. „Ich nehme die 6 und werfe dafür diese 6 ab.“ Der konzentrierte Betrachter hätte gemerkt, dass die abgeworfene 6 eine 9 war. Mona hingegen warf eine weitere 6 ab. Pumba erfreute sich darüber, dass seine psychologische Spielführung funktionierte, legte ab und gewann.
Kurz bevor wir gingen meinte Mona, dass es nach Regen aussehen würde. Ein kurzer Check der Wetter-App konnte das jedoch nicht bestätigen. Es würde nicht regnen, konnte Pumba nur festhalten. Auf unserem Weg vom Café zum Königspalast roch es sogar förmlich nach Regen. Die Wetter App sagte aber weiterhin, dass wir sicher seien. Auch die Vögel stiegen in großen Zahlen hinauf in den Himmel und flogen fort. Wollten sie dem Regen entkommen? Die Wetter App sagte nein. Die Realität sah aber anders aus. Als wir gerade den Vorplatz des Palastes erreichten, fing es von jetzt auf gleich richtig stark an zu regnen. In wenigen Sekunden waren wir völlig durchnässt, da half es auch nichts unter einem Baum Schutz zu suchen.

Schon nach 2-3 Minuten kamen die ersten Verkäufer, die ihre Ware blitzschnell umgetauscht hatten. Jetzt verkauften sie plötzlich Regenponchos. Leider zu spät, die hätten uns nichts mehr genutzt bei dem Wasserstand in unserer Kleidung. So liefen wir durch den Regen zurück zum Hostel. Wenn die Bäche, die durch die Straßen laufen, so warm vom Asphalt sind, ist das ein wahrlich ekelhaftes Gefühl in Flipflops. Natürlich hörte der Regen ziemlich genau vor dem Hostel wieder auf, war aber dann auch egal, wir brauchten eine Dusche. Pumba durfte sein Handy erst einmal nicht wieder aufladen weil es so nass war, dass es anzeigte, dass Wasser in die Ladebuchse gekommen sei. Diese musste erst trocknen. So spielten wir mal wieder eine Runde The Game. So langsam hatten wir es raus und gewannen öfter als wir verloren.
Auf dem Weg zum Abendessen sahen wir in der Straße unseres Hostels noch eine Hochzeitsfeier. So erklärte sich das Zelt, dass seit unserer Ankunft mitten auf der Straße stand. Es war nur leider zu klein. Einige Tische der Hochzeitsgesellschaft standen in einer nahen Seitengasse oder einfach in Verlängerung des Zeltes auf offener Straße und Bürgersteig. Da sitzen wohl die meist geliebten Gäste. Wir gingen ein paar Blocks, bevor wir ein Nudelrestaurant fanden, indem wir einkehrten. Ein kleiner Junge, ca. 12 Jahre alt, nahm unsere Bestellung auf. Er amüsierte sich köstlich, als Mona die Möhrensuppe bestellte, da er sich nicht erinnern konnte, wann diese zuletzt von einem Gast bestellt worden war. War das etwas Schlechtes?
Nach dem Essen mussten wir schnell zurückgehen, da Mona nun aufgrund ihres Skype Gesprächs doch Zeitdruck hatte. Die Hochzeitsgesellschaft hatte das Essen auch geschafft und befand sich nun im Tanzmodus. So klang es auch durch die ganze Straße und quer durch unser Hostelgebäude. Wir verbrachten den Abend skypend im Aufenthaltsbereich des Hostels. Zumindest Mona skypte mit ihren Mädels. Pumba saß am anderen Ende der Couch und fasste ein paar finanzielle Eckpunkte unserer Reise zusammen. Es lief gut.

Tag 129: traurige Welt

Als wir am Morgen aufstanden, war uns noch nicht klar, wie sehr uns dieser heutige Tag mental und emotional fordern und beschäftigen würde. Wir frühstückten und organisierten uns für 16 $ [14,20 €] ein Tuk Tuk, das uns erst zu den Killing Fields nach Choeung Ek – südwestlich der Stadt – bringen würde, auf uns während dem Museumsbesuchs warten würde und uns im Anschluss auch noch zum Tuol-Sleng-Genozid-Museum, dem „S21“ bringen würde.
Als wir in Choeung Ek ankamen, bezahlten wir 12 $ [10,60 €] , um die Killing Fields zu betreten (pro Person 3 $ [2,65 €] Eintritt und 3 $ Audioguide in deutsch). Unser Tuk Tuk Fahrer suchte sich unterdessen ein schattiges Plätzchen, um auf unsere Rückkehr zu warten. Schon nach wenigen Metern nahmen wir die untypische Stimmung dieses Ortes wahr. Es war ein sehr ruhiger Ort. Keine Motorengeräusche. Keine lauten Stimmen. Alles irgendwie gedämpft.15499724366931535870155430143072276.jpg Der Weg führte zu einem Turm, den man laut Audioguide aber noch vernachlässigen sollte. Die ersten Infos des Audioguides beinhalteten neben groben Informationen über die Örtlichkeit auch Hintergrundinformationen über die Khmer Rouge. Grundsätzlich hatten wir schon vor und während unserem Aufenthalt in Kambodscha viele Informationen erhalten und uns in das Thema eingelesen. Doch der wirklich gute Audioguide schaffte noch mal einen anderen Blick und brachte wichtige Informationen zusammen, ohne in der Kürze der Zeit für eine Überladung des Zuhörers zu sorgen. Wir empfanden es sowohl vom Sprecher, als auch von den dargebotenen Informationen und der Art dieser Darbietung äußerst passend. So saßen wir auf einer Bank im Schatten, als wir erste wichtige Eckpunkte der Schreckensherrschaft der Khmer Rouge und ihrer Schandtaten im Land und speziell an diesem Ort erfuhren. Schon hier fragte man sich mehrfach, wie Menschen dies anderen Menschen antun konnten und können. Wie abartige Aussagen und Parolen zur Volksverhetzung und zu Massenmord und zum Genozid führten. In weniger als 4 Jahren. Vor gerade einmal 40 Jahren. Der Audioguide führte uns durch die ersten Stationen des Geländes. 15499724362225039103588480723531246.jpgWir sahen den Ort, wo die Deportierten Kambodschaner von den LKWs gekarrt wurden. Den Ort, wo sie inmitten vieler anderer Gefangener in einer dunklen Scheune darauf warten mussten, bis sie an der Reihe waren. Den Ort, der als Arbeitszimmer des Henker galt. Den Ort, wo die verschiedenen Tötungswerkzeuge lagerten und den Ort, wo diverse Chemikalien gelagert wurden, damit aufgrund der zahlreichen Massengräber keine Seuchen oder Krankheiten ausbrachen.

 

Jeder dieser Orte war durch Hinweisschilder markiert, denn die eigentlichen Bauten dieser Orte waren abgerissen worden. Man zeigte uns eine Zuckerpalme, deren scharfkantige Rinde dazu genutzt wurde, Menschen die Kehle aufzuschneiden. Der Audioguide geleitete uns zum ersten Massengrab, in dem mehr als 450 Menschen gefunden worden waren, die Opfer der Khmer Rouge wurden. Für das Regime unter Pol Pot brauchte es nicht viel, um ein Opfer zu werden. So war eine gängige Parole Pol Pots, dass es besser sei einen Unschuldigen zu töten, als einen Schuldigen zu verschonen. 15499724404479355908369118226389844.jpgUm Opfer der Khmer Rouge zu werden, reichte es zu Beginn der Schreckensherrschaft 1975 schon, wenn man weiche Hände hatte, eine Brille trug oder eine Fremdsprache sprechen konnte. Dies würde darauf hindeuten, dass man gebildet war. Grund genug, nicht in das geplante System der völligen Bauerngesellschaft zu passen, welche die Khmer Rouge etablieren wollte. Hierzu wurden Städte entvölkert und die Bewohner auf die ländlichen Gebiete umgesiedelt. Phnom Penh zum Beispiel galt bereits 3 Tage nach der Machtübernahme der Khmer Rouge als Geisterstadt. 3 Millionen Menschen waren in 3 Tagen aus der Stadt und in die Heimatdörfer vertrieben worden. Hatte man kein Heimatdorf, musste man in das der Eltern oder Großeltern zurückkehren. Dort wurden Maschinen abgeschafft, um durch reine Personenstärke die Felder, wie im Mittelalter, zu bestellen. Später, als die Bevölkerung längst hungerte und krank war (man hatte sich früh aller Ärzte entledigt, da sie als gebildete Personen galten und demnach als Feinde des Systems), wurden die Khmer Rouge auch untereinander immer paranoider. Nicht nur andere Leute des Volkes wurden schnell zum Verräter und Systemfeind, es traf auch immer mehr Leute in den eigenen Reihen. Es reichte teilweise schon, wenn jemand ein schlechtes Wort über jemand anderes eingelegt hatte. In den knapp 4 Jahren unter der Herrschaft der Khmer Rouge kamen so ca. 2 Millionen Menschen (mehr als 1/3 der Bevölkerung Kambodschas) ums Leben. Viele verhungerten oder starben an Krankheiten. Unzählige wurden von der Khmer Rouge aber auch hingerichtet. Im ganzen Land fanden und finden sich noch immer Killing Fields, Straflager und Massengräber aus dieser Zeit.
Während wir zu einem See geführt wurden, einer scheinbaren Oase der Ruhe auf dem Gelände, empfahl uns der Sprecher des Audioguides ein paar Berichte von Überlebenden anzuhören. Dies taten wir auf einer Bank am See. Die Berichte gingen unter die Haut. Bei nicht wenigen der Gäste, die sich die Erlebnisse hier anhörten, liefen sogar Tränen.
Nachdem wir uns alle Berichte angehört hatten, gingen wir weiter. Wir hielten an einem Massengrab, wo 166 Leichen gefunden worden waren – alle ohne Kopf. Wir sahen eine Glasvitrine mit Kleidungsstücken der Opfer oder Gebeine, die gefunden wurden.

 

Am emotionalsten war es, als wir am sogenannten Killing Tree angamen. Neben diesem Baum befand sich ein Massengrab, in welchem ausschließlich Frauen, Kinder und Babys gefunden wurden. Eine weitere Parole der Khmer Rouge war, dass wer Unkraut jäten will, müsse es an der Wurzel entfernen. Mit dieser Parole rechtfertigten sie auch den Mord an Kindern und Babys. Die Babys wurden – in all ihrer Wehrlosigkeit – an den Füßen gepackt und mit dem Kopf gegen diesen Baum geschleudert, um sie zu töten. Die Grausamkeiten der Khmer Rouge schienen wirklich ins Unendliche zu gehen. Es muss vor allem auch für die Finder dieser geheimen Stätte grausam gewesen sein, zu erkennen, wozu dieser ruhige und so friedlich wirkende Baum diente. Heute ist dieser Baum von unzähligen bunten Bändern geschmückt, die von Besuchern hinterlassen wurden. Zur Erinnerung, zum Gedenken, zum Bewahren.

 

Pumba sollte später meinen, dass die Momente und Minuten, die wir hier am Killing Tree innehielten, wohl die emotionalsten Momente der Reise darstellten. Vielleicht war es wirklich so, dass keiner der unzähligen tollen Momente und Gefühle der Reise diesen traurigen Moment unserer Reise (und der Menschheitsgeschichte) in der Emotionalität erreichen konnten. Man spürte fast nichts und doch so vieles. Traurigkeit und Leere. Unverständnis und Scham. Wut und Verzweiflung.
Wir erfuhren in der Folge, wie Lautsprecher mit Propagandamusik das ganze Areal pausenlos beschallten, um die Schreie und Taten zu überdecken. So viele Erhebungen und Senken in diesem Areal auch waren, konnte man nur erahnen, wie viele Menschen hier in den Massengräbern lagen oder liegen. Zum Abschluss gingen wir dann noch in den besagten Turm, den Gedenkstupa. In diesem sind zahlreiche Schädel und weitere Knochen der Opfer aufgebahrt. Einige sind nach Alter, Geschlecht und Art der Tötung sortiert, was noch einmal die Grausamkeit hervorhebt. Um teure Kugeln zu sparen, diente letztlich fast jedes Werkzeug als Tötungswaffe.

 


Als wir den Gedenkstupa verließen, gingen wir noch in das Museum des Areals. Hier gab es weitere Informationen, vor allem über die Machthaber der Khmer Rouge um Pol Pot, so wie „Duch“, der ehemalige Leiter des Strafgefängnisses S-21, von wo die meisten Inhaftierten zum Tode verurteilt hierher deportiert wurden. Duch war einer der wenigen, die je einen Prozess wegen ihrer Volksverbrechen gemacht bekamen. Die meisten Führer der Khmer Rouge wurden für ihre Gräueltaten nie belangt. Im Gegenteil: Als das kommunistische Vietnam 1979 Phnom Penh einholte und eine neue Regierung einsetzte, um die Khmer Rouge zu stürzen, paktierten die meisten westlichen Länder noch lange mit der Khmer Rouge und unterstützten diese sowohl bei der UN als auch finanziell und waffentechnisch. Traurig zu wissen. Den Film, den wir uns beim Museum dann noch ansahen, darf man sich aber getrost sparen – der war nichts.
Insgesamt waren wir gute 3 Stunden in Choeung Ek bei den Killing Fields. Das Areal war kleiner, als wir es gedacht hatten, dafür war es emotional aber auch viel stärker, als wir es erwartet hatten.
Auf dem Rückweg in die Stadt waren wir beide sehr froh, dass wir keinen Roller geliehen hatten, sondern gefahren wurden – so sehr wie unsere Gedanken nun rasten, um alles zu verarbeiten.
In der Innenstadt baten wir unseren Fahrer dann doch erst noch an der vietnamesischen Botschaft zu halten, damit wir unser Visum bekamen. Dies ging problemlos. So mussten wir nicht mehr fürchten, durch den Besuch des Strafgefängnisses die Öffnungszeiten zu verpassen.
Im S-21 (Tuol-Sleng-Genozid-Museum) angekommen, teilten wir uns nun einen Audioguide (so kamen statt 12 $ [ 10,60 €] nur 9 $ [8,00 €] zusammen). Wir hatten unsere Kopfhörer dabei, wodurch das einfach war. Verzichten wollten wir auf den Service jedoch nicht, hatten wir doch am Vormittag eine solch gute Erfahrung mit diesem gemacht. Im Eingangsbereich liefen ein paar Vogeltiere umher. Mona meinte: „Ist das ein Schwan?“ „Genau, sieht aus wie ein Schwan.“, antwortete Pumba nur ironisch. „Ich meinte Pfau. Ein Pfau!“. Na gut, es waren wohl wirklich weibliche Pfauen. Es sollte das einzig witzige Thema der nächsten Stunden sein.
Als geklärt war, um was für ein Vogeltier es sich handelte, starteten wir mit dem Audioguide und der Begehung des Strafgefängnisses. Dieses war zuvor eine Schule gewesen. Unglaublich, wie man Gebäude und ihren Zweck doch zweckentfremden kann. Im Innenhof waren weiße Steine platziert.

 

Ein Stein für jedes der Opfer, die man hier fand, als vietnamesische Streitkräfte das Gefängnis 1979 nach der Vertreibung der Khmer Rouge fanden. Es sollten die letzten Opfer von tausenden sein. Die meisten, die hier eingesperrt waren, fanden auf den Killing Fields in Choeung Ek den Tod, nachdem sie hier falsche Geständnisse ablegen mussten und demnach zum Tode verurteilt wurden.

 

Im ersten Gebäude, das wir betraten wurden diese Geständnisse unter Folter erpresst. Hier und da waren sogar noch Blutflecken vorhanden, die von den Gräueltaten zeugten.

 

In den Räumen waren Bilder ausgestellt, wie man die Räume nach der Khmer Rouge vorfand – mitsamt Leichen. Schrecklich. Wir sahen weitere Folterwerkzeuge und -bauten vor dem Gebäude. In den anderen Gebäuden waren hauptsächlich die Zellen der Gefangenen.

 

Es gab Stockwerke, die Einzelzellen beinhalteten, aber auch solche, wo Dutzende Gefangene aneinander gekettet auf engstem Raum hocken und liegen mussten. Bewegen war verboten. Sprechen auch.
Ca. 20.000 Menschen wurden hier von 1975-1979 gefangen gehalten. Jeder wurde als schuldig betrachtet und nach seinem Geständnis letztlich umgebracht. Nur eine Hand voll der 20.000 Gefangenen überlebte den Aufenthalt.15499724323775692848964602962546601.jpg
Das Museum geizte nicht davor, mit Bildern Emotionen zu wecken. In den verschiedenen Räumen waren häufig Bilder der Gefangenen zu sehen. Meistens waren die jeweiligen Bilder zu sehen, die beim Anlegen der Akte aufgenommen wurden. Man sah alles. Männer und Frauen jeden Alters. Sogar Kinder waren zahlreich unter den Bildern der Verhafteten vertreten. Man sah auch Bilder, wie die Gefangenen nach der Folter aussahen. Man sah auch Tote. Nichts wurde verborgen.
Ein kambodschanischer Künstler, Vann Nath, hat in manchen Räumen seine Erlebnisse und Augenzeugenberichte in Bildern festgehalten.15499724295845826944082677064654690.jpg
Auch hier hatten wir am Ende ca. 3 Stunden verbracht. Ein Glück, dass wir zuerst unser Visa abgeholt hatten, sonst hätten wir hier durchhetzen müssen, was dem Thema nicht gerecht geworden wäre. Ein schrecklicher Ort. Ein Ort, den es in ähnlicher (wenn auch kleinerer) Ausführung bis zu 200x in Kambodscha gegeben hatte. Zumindest was bestätigte Strafgefängnisse und Internierungslager angeht.
Wir hatten richtig Hunger, als wir das Museumsgelände verließen. Dies war uns vorher nicht so sehr aufgefallen, waren wir gedanklich doch den ganzen Tag in den schrecklichen Geschehnissen hier vertieft. So gingen wir auf der Suche nach Essen durch die Straßen. Als wir nicht wirklich fündig wurden, schnappten wir uns ein Tuk Tuk, das uns in die Nähe des Königspalastes brachte. Hier fanden wir in einer Seitenstraße einen Mexikaner. Es gab Bier, Nachos, Burritos und Chili con Carne. Das Bier war um, es stank richtig aus dem Glas und schmeckte ekelhaft. Wir bekamen ein neues, das dann wirklich nach Bier schmeckte. Der Rest war lecker, aber sehr klein für unseren Hunger portioniert. Naja, wir redeten noch lange über die Eindrücke des Tages, bevor wir zurück zum Hostel gingen und den Abend ausklingen ließen.
So endete ein wirklich nachdenklich machender Aufenthalt in Phnom Penh. Wir waren platt. Emotional ausgelaugt. Überwältigt. Fassungslos.
Am nächsten Morgen sollten wir Kambodscha verlassen. Auf Wiedersehen dem Land, dessen Bewohner vor Freude so strotzen. In einem Land, in dem das mittlere Alter aus ganz traurigen Gründen so tief liegt. In einem Land, dessen Bürger überraschend zufrieden und froh nach vorne schauen können, ohne zu vergessen. Es war schön hier.
Für uns heißt es jetzt aber Vietnam. Auch darauf freuen wir uns sehr. Bleibt dran und erfahrt, was wir in Vietnam so erleben.

Bis dahin,
M & P

P.S. Sorry mal wieder für die Tage ohne Fotos. Wir haben wie gesagt beide unsere Handys nicht mehr, also nur noch Kamera Fotos verfügbar. Wir hoffen, man kommt trotzdem gut durch.


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